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Fremd im eigenen Land: Die Regisseurin Signe Astrup spricht in ihrer Doku mit Menschen, deren Sympathie für die DDR weit über eine Ostalgie hinausgeht
Sehr schnell setzt dieser Film den Ton. Ein älteres Ehepaar in einer eher klein wirkenden Wohnung. Er schaut in die Kamera und sagt, »dass es keinen besseren Staat als die DDR gab«. Später wird sie noch einmal erklären: »Die Bevölkerung hat die DDR verraten.« Damit ist das Jahr 1989 gemeint. Und ein anderer wird gegen Ende des Films den 9. November noch einmal zum Tag der »Kapitulation« erklären. »1989, da haben wir geschlafen. Da haben wir 'ne Horde Verbrecher reingelassen, die jetzt das Sagen haben.«
Sicher ist es ein Verdienst der in Berlin lebenden dänischen Regisseurin Signe Astrup, solche Menschen zum Sprechen gebracht zu haben. Menschen, deren Weltbild vor fast drei Jahrzehnten zerbrochen ist, die sich mit dem System identifiziert haben und immer noch nicht wahrhaben wollen, dass die DDR Ende der achtziger Jahre wirtschaftlich und politisch am Ende war. Je mehr man sich von etwas entfernt, desto mehr verstärkt es sich.
Gleichzeitig gibt dieser Film aber wenig Aufschluss darüber, was die Protagonisten zu solch einem Schulterschluss mit der untergegangenen Gesellschaft DDR bewegt. Bei den ehemaligen Soldaten der Nationalen Volksarmee (das war die Streitmacht mit den ganz besonders hässlichen Stahlhelmen) kann man ja noch auf so etwas wie ein verlorenes Gemeinschaftsgefühl tippen. Tatsächlich zeigt der Film Männer bei der NVA-Traditionspflege, zum Beispiel beim Exerzieren – wahrscheinlich der gleiche Militarismuswahnsinn, der auch die Kameradschaftsverbände der Nazi-Wehrmacht angetrieben hat.
Aber es sind ja beileibe nicht nur die NVA-Veteranen, die in diesem Film zu Wort kommen. Ein Volkspolizist ist dabei, ein ehemaliger Wachoffizier in einem Untersuchungsgefängnis der Stasi, alles Funktionsträger, die für das reibungslose Funktionieren des Staates zu sorgen hatten. Astrup fragt wenig nach, zu wenig, so hat man manchmal den Eindruck. Und dass es Menschen gibt, die in der Bundesrepublik nicht wirklich angekommen sind, ist auch keine wirklich neue Erkenntnis.