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© JIP Filmproduktion

2017
Original-Titel: 
Sing It Loud – Luthers Erben in Tansania
Filmstart in Deutschland: 
18.05.2017
L: 
90 Min
FSK: 
Ohne Angabe

In ruhigen und klaren Bildern erzählt der Dokumentarfilm von Julia Peters die beschwingende Geschichte eines evangelisch-lutherischen Chorwettbewerbs in Tansania

Bewertung: 4
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Ein großes Kreuz prangt am Eingang zum Kirchhof. In der großen und schlichten Hallenkirche probt ein Chor. Ein junger Mann bringt die Noten für ein neues Lied. Es ist das Pflichtlied, »Verleih uns Frieden gnädiglich«, ein Choral, den Martin Luther selbst bearbeitete. Sie tun sich schwer damit, nicht nur die Mitglieder des Chors, sondern auch ihr Leiter. Zu Hause sitzt er vor seinem Elektroklavier und sagt: »Es ist nicht leicht, den europäischen Song zu lernen. Es ist hart, aber wir geben unser Bestes.« Und man versteht ihn: Das Getragene des Chorals scheint so gar nicht mit der Rhythmik und Melodik afrikanischer Gesänge in Einklang zu bringen.

Aber ohne den Pflichtsong geht es nicht. Jedes Jahr, und das seit Beginn der Fünfziger, ruft die evangelisch-lutherische Kirche in Tansania zu einem Chorwettbewerb auf, an dem sich sage und schreibe 1500 Chöre beteiligen. Neben dem Pflichtlied gibt es aber noch die Kür: einen selbst komponierten Song. Drei der Chöre stellt Julia Peters in ihrem Film vor, den Neema Chor aus dem Dorf Monduli, den A-Capella-Cantate Chor aus der Großstadt Arusha und den Kanaani Jugendchor, dazu jeweils zwei ihrer Protagonisten, Martha und Simon, die als Kleinbauern arbeiten, Maria und Evarest, die eine Autowerkstatt betreiben, und die Jugendlichen Kelvin und Nuru.

Es ist nicht einfach für die Chöre, die oftmals vor Beginn des Wettbewerbs einen professionellen Chorleiter hinzuziehen müssen – der bezahlt werden will. Denn alle sind Autodidakten, sie singen aus Freude am Gesang. »Musik ist alles in meinem Leben«, sagt Kelvin einmal. Und genau dieses Gefühl versuchen die Filmemacherinnen Julia Irene Peters und ihre Koregisseurin Jutta Feit einzufangen. Ihr Film ist vor allem eine Musikdokumentation, inszeniert in ruhigen und klaren Bildern. Da tanzen die Protagonisten, nicht die Kamera. Im Mittelpunkt dieses Films steht die Musik – und das Gemeinschaftsgefühl, das sie erzeugt, auch wenn der Film sehr genau den Alltag seiner Figuren beobachtet. Da ist, gerade bei den Jugendlichen, auch von einer tiefen Frömmigkeit die Rede.

»Sing It Loud« ist kein Film, der mit großer Geste etwa vom schweren Erbe des Kolonialismus erzählt, obwohl das natürlich auch im Wettbewerb selbst versteckt ist und man die allgegenwärtige Armut immer spürt. Am Ende steht der große Tag, der Wettbewerb. Die Frauen besuchen vorher noch mal den Friseur – und üben dabei. Der Bus des Kanaani-Chors hat auf der staubigen Straße eine Panne. Und der Austragungsort ist eher unspektakulär, ein lehmiger Platz mit Plastikstühlen drauf. Sie könne ja leider nicht singen, sagt die Pfarrerin mit der Bibel in der Hand, als sie die Teilnehmer begrüßt. Da ist sie wohl die Einzige in diesem Film.

... Interview mit Regisseurin Julia Peters (evangelisch.de)

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