Kritik zu Der Pfau

© Tobis Film

Die Verfilmung des Romans von Isabel Bogdans zeigt die »Teambildungsmaßnahme« einer Investmentbank in einem schottischen Herrenhaus mit einem illustren Schauspielerensemble als heiteres Gesellschaftsspiel

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Als wär's ein Stück von Agatha Christie: ein schottischer Landsitz, Lord und Lady als betagtes Besitzerpaar, eine Köchin und eine Gruppe Investmentbanker, die sich lustlos zum Teambildungswochenende versammeln, dazu ein Mordopfer und die Frage, wer ist der Täter? Nur handelt es sich bei der Leiche nicht um einen Menschen, sondern um das titelgebende Geflügel.

Damit ist im Grunde schon der leicht spöttelnde, nie ganz ernst gemeinte Tonfall gesetzt, in dem sich die Auszeit auf dem Lande entfaltet, auf die von vornherein keiner so richtig Lust hat. Chefin Linda muss ihr Männerteam auf den Einstieg einer schottischen Bank in das deutsche Unternehmen vorbereiten und auf ein anstehendes Compliance-Verfahren. Dafür hat sie einen Herrensitz in Schottland ausgewählt und einen renommierten Coach angeheuert, doch vor Ort stellt sich schnell heraus, dass nichts nach Plan abläuft. Der idyllische Landsitz hat seine besten Zeiten längst hinter sich, es gibt keinen Handyempfang und die defekte Heizung sorgt zusätzlich für eine fröstelnde Atmosphäre und dann werden sie auch noch eingeschneit. Der Coach schickt an seiner statt eine blutjunge Vertreterin, deren Maßnahmen eher an Spiel-und Bastelszenen erinnern als an ernst zu nehmende Synergien am Arbeitsplatz: ein Fortbewegungsmittel malen, das den Arbeitszusammenhang symbolisiert, oder im Wald aus vorgefundenen Materialien eine Hütte bauen, in der alle Teammitglieder Platz haben. Dazu kommt eine ungute Mischung aus Arroganz und Überheblichkeit, aus Schuldgefühlen und Existenzängsten, die das Klima unter den Probanden vergiftet. Hinterlistige Manöver, kleine Sticheleien, offene Unmutsbekundungen, halbherzige Vertuschungsaktionen und aberwitzige Mutmaßungen unterlaufen jeden Versuch, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Spar­zwänge und die allgegenwärtige Forderung nach Political Correctness schüren ein Klima des Misstrauens und der Angst, in dem jeder sich selbst der nächste ist: Teambuilding? Eher nicht!

Die Verfilmung des Bestsellerdebüts von Isabel Bogdan hat der fernseherfahrene Regisseur Lutz Heineking jr. zu seinem Spielfilmdebüt gemacht und dafür ein illustres Ensemble von Schauspielern zusammengestellt, von denen ihm einige schon aus den Serien »Andere Eltern« und »KBV« vertraut sind: Lavinia Wilson bringt von ihrer Rolle als skrupellose Anwältin in der Serie »Legal Affairs« eine wendige Aggressivität mit, Jürgen Vogel ist mit ungewohnt vollem Haupthaar der einzige Teilnehmer, der gut gelaunte Lässigkeit verströmt. David Kross gibt das unsicher hadernde Küken in der Runde und Tom Schilling überspielt die Schnöseligkeit seiner Figur mit aufgesetzter Überheblichkeit, während Annette Frier mit Schwung in der Küche werkelt, in der alle Fäden zusammenlaufen. Die Kamera von Philipp Pfeifer und Mathias Schellenberg erhebt sich immer wieder in die Lüfte, um das »Spielbrett« dieses heiter nichtigen Gesellschaftsspiels von oben in den Blick zu nehmen, bevor sie zum nächsten Zug an anderer Stelle wieder eintaucht.

Meinung zum Thema

Kommentare

…Buch sehr gut umgesetzt. Tolle Schauspieler, insbesondere Rebecca.

Langweilige Verfilmung des amüsanten und toll geschriebenen Buches von Isabel Bogdan. Die Dialoge empfand ich als sehr bemüht, aufgesetzt und ohne Witz. Die Story plätschert so dahin…Im Fernsehen hätte ich nach 10 Minuten ausgeschaltet.

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