Kritik zu Vânâtoare

© Grandfilm

2016
Original-Titel: 
Vânâtoare
Filmstart in Deutschland: 
07.12.2017
L: 
75 Min
FSK: 
Ohne Angabe

In fast dokumentarischer Manier schildert Alexandra Balteanu einen Tag im Leben dreier Frauen, die am Rande von Bukarest an einer Autobahnauffahrt ihre Körper verkaufen – für nicht einmal sieben Euro

Bewertung: 3
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Welcher Ort kann trostloser sein als der unter einer Brücke an einem Autobahnzubringer? Noch dazu irgendwo am Rande von Bukarest, im Winter, an einem grauen, nasskalten Tag? Zwei Frauen tauschen neben einem Pfeiler die Jeans gegen einen kurzen Rock, die Boots gegen hochhackige Schuhe, zwischendurch ziehen sie abwechselnd an einer Zigarette. Die Kleidung verstauen sie in Plastiktüten, die sie an den Zweigen eines Baumes deponieren. Etwas später am Tag werden sie sich dorthin wieder zurückziehen, um Brot mit etwas roter Soße, aus einer Flasche, zu essen. Vorher und nachher staksen sie zwischen den Autos herum, auf der Suche nach dem nächsten Freier – für 30 Lei, umgerechnet gerade einmal 6,50 Euro, steigen sie in ein Auto. Nicht viele halten an. »Vânâtoare« heißt übersetzt Jagd.

Die beiden Frauen sind Lidia (Corina Moise) und Denisa (Iulia Lumânare). Lidia lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in einer bescheidenen Wohnung, züchtet Tauben. Am Morgen hat sie noch eine getötet und über der Flamme geröstet, während sie mit der aufgebrachten Schulleiterin ihres Sohnes telefonierte. Diese drohte Lidia, weil sie jene auf dem Straßenstrich gesehen hat. Denisa träumt von einem besseren Leben, ihr Freund lebt auf ihre Kosten und braucht neue Turnschuhe. Später taucht noch die jüngere Vanesa (Iulia Ciochina) auf, die per Annonce den perfekten Mann sucht. Grüne Augen soll er haben. Warum sie anschaffen geht? Es bleibt offen.

Klar ist bei allen nur, dass das Geld knapp ist und das Leben besser sein könnte. Doch mit Ausnahme von Lidia erfährt der Zuschauer nicht viel über die drei Frauen, von deren Leben die Drehbuchautorin und Regisseurin Alexandra Balteanu hier erzählt. Viel reden lässt sie die Frauen nicht. Es sind die deprimierenden Bilder, die unentwegt vorbeirauschenden Autos, die Kälte, die sie einfängt. Am Ende werden die drei Frauen von der Polizei aufgegriffen, um ihren mickrigen Lohn gebracht, verhöhnt und entwürdigend wieder abgesetzt. Es sind furchtbar deprimierende Leben, über die man gern mehr erfahren hätte. So aber bleibt nur die Tristesse.

Meinung zum Thema

Kommentare

es ist schon traurig, dass ein Film, der im Wettbewerb des Max Ophüls Preis durch seine andere, nicht durchformulierte und absichtsvoll reduzierte Erzählweise herausstach, eine überhaupt nicht passende Kritik bekommt: Es geht ja gerade darum, das Bild nicht zu komplettieren, sondern durchaus Lücken zu lassen und dem Zuschauer nicht alles vorzukauen. Eine Qualität, die immer seltener wird. Traurig auch deshalb, weil diese ambitionierte Machart von Filme, sollten sie nicht von prominenten Regisseuren/innen gemacht worden sein, von der Filmkritik mehr und mehr allein gelassen werden.

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