Kritik zu Der Effekt des Wassers

© Arsenal Filmverleih

Im letzten Film der 2015 verstorbenen Regisseurin Sólveig Anspach schwimmt sich ein verhindertes französisches Liebespaar frei – in Island

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Als Agathe (Florence Loiret Caille) in einer Kneipe von einem Typ blöd angemacht wird, faltet sie ihn ruppig zusammen. Samir (Samir Guesmi), der stille Zuhörer der Szene, verliebt sich auf der Stelle in die junge Witwe. Sie wird zu seinem Leitstern, dem er bis nach Island folgt. Zuerst aber folgt er ihr ins kommunale Schwimmbad, wo Agathe als Schwimmlehrerin arbeitet. Obwohl ein guter Schwimmer, gibt er sich als Nichtschwimmer aus und nimmt Kurse bei ihr. Die zarte Annäherung der beiden wird durch die Entdeckung von Samirs Schwindel unterbrochen. Hals über Kopf verschwindet die wütende Agathe zum internationalen Bademeisterkongress nach Reykjavík.

Regisseurin Sólveig Anspach schlägt mühelos den Bogen vom Schwimmbad im Pariser Vorort Montreuil zu den vulkanischen Quellen auf Island. In der Wahl der Drehorte bezieht sie sich sowohl auf ihren Film »Queen of Montreuil« von 2013, in dem die Hauptfiguren bereits in anderer Version auftauchten, wie auch auf ihre eigenen familiären Wurzeln. Vielleicht ist ihre in zwei Welten geschärfte Perspektive der Grund dafür, dass nicht nur die ferne Insel im Nordmeer einen verzauberten Touch hat: Bereits die Schwimmhalle mit ihren kafkaesken Angestellten erscheint als exotischer Ort. Von Anfang an bezieht diese Liebeskomödie ihren Reiz aus drolligen und sinnlichen Verfremdungseffekten, die paradoxerweise aus einer tiefenscharfen Beobachtung der Realität erwachsen – und die auf poetische Weise auch die abstruse Romanze mitsamt ihren Wendungen beglaubigen.

Nicht nur Samirs Trockenübungen im Schwimmbad und der Trip in eine Welt­gegend, in der Männer Frosti und Krummi heißen, bieten zudem Gelegenheit für lakonischen Slapstick. Samir, der schüchterne Kranführer, der von Anfang an den Kopf in den Wolken hat, ist zwar hinter Agathe her, doch er ist mehr tollpatschig Getriebener als planvoller Schürzenjäger. Ein filmischer Running Gag sind die offensiven Frauen, angefangen von Agathes Kollegin, die Samir auf Machoart nachstellt, über die skurrile Teilzeitstadträtin Anna bis hin zu jenen nackten Matronen, die den in ihre Duschräume gestolperten Samir mit rauem Gelächter verjagen. Dennoch ist das hervorstechende Merkmal der Inszenierung ihre Diskretion. Wenn Samir und Agathe in wie hingetupft wirkenden, elliptischen Momenten zueinanderdriften, beweist Anspach ein fast traumwandlerisches Taktgefühl. Gedrechselt wirkt nur ein Politwitz, der die Handlung vorantreiben muss: Samir gibt sich als israelischer Kongressabgeordneter aus, der gemeinsam mit Palästinensern ein Schwimmbad bauen will.

Nebenbei entwickelt sich die Komödie zum Werbefilm für ein Land, in dem sich Hightech und wilde Naturromantik auf faszinierende Weise ergänzen. Die Loslösung von der Erdenschwere, die das Paar in spe im Chlorwasser von Montreuil erahnte, erfährt auf der Insel, in der Luft, Erde und Wasser ineinanderfließen und die Realität buchstäblich verschwimmt, ihre Apotheose. Mit dieser aparten Liebeskomödie hat Anspach, die während der Postproduktion ihrem Krebsleiden erlag, ein wunderschönes Vermächtnis hinterlassen.

Meinung zum Thema

Kommentare

Die Handlung des Films "Der Effekt des Wassers" ist nicht sehenswert. Einfältig und nichtssagenden. Schade um die Zeit und das Geld. Nicht sehenswert.

Da bin ich aber ganz anderer Meinung. Sehr erfrischend und witzig.... Hab ihn in OmU gesehen, was auch noch mal einen besonderen Reiz hatte. Unbedingt angucken!

Ganz nett.aber ein bisschen einfach und einfältig.3von 5 Punkten

Das war der langweiligste Film den ich je gesehen habe. Der Samir hat es geschafft, nicht ein zusammenhängenden Satz stammelfrei im Film rüber zu bringen. Bloß nicht ansehen. Verschenkte Lebenszeit.

Anfangs wirkten Handlung und Dialoge etwas gekünstelt auf mich. Aber man findet doch bald in den zarten Rhythmus dieses ungewöhnlichen Liebesfilms. Sehgewohnheiten, die man vielleicht aus Hollywoodfilmen hat, werden hier aufs Angenehmste durchkreuzt. Kein Film für jedermann, aber sehr gelungen!

Ich finde den Film herrlich skuril. Man braucht schon einen Sinn für feinen Humor, sonst wirkt er freilich langweilig, wenn man den nicht hat.

Ich finde den Film herrlich skuril. Man braucht schon einen Sinn für feinen Humor und Empathie. Anders ist es klar, dass man sich dabei langweilt!

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