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Gerhard Midding

Obwohl sie letztlich unter einem guten Stern steht, lässt sich die Weihnachtsgeschichte erst einmal denkbar schlecht an. Sie steckt voller Unbill und Missgeschicke. Mitten im tiefsten Winter müssen Maria und Josef wegen einer verdrießlichen Volkszählung ihre Heimatstadt verlassen. In Bethlehem finden sie keine Herberge mehr und müssen in einem Stall übernachten. Und dann kommt Maria auch noch zur Unzeit nieder.

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Sie brauchen keine Geschenkempfehlungen zu Weihnachten mehr. Im Grunde sind Sie es sogar leid, mit derlei saisonbedingten Ratschlägen behelligt zu werden. Denn Sie haben längst schon alle Vorkehrungen getroffen, haben die passenden Bücher, DVDs oder Soundtracks für Ihre Lieben bereits gefunden.

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Die Schönheit ist im Kino nie unschuldig. Sie überstrahlt, was sie umgibt. Sie besitzt eine Macht, die alles Andere verdrängen, ausradieren kann. Nicht einmal zu denen, die sie besitzen, ist sie gerecht. Man unterschätzt sie gern, spricht ihnen andere Tugenden ab: als sei die Schönheit eine eifersüchtige Gabe, die neben sich weder Klugheit noch Talent duldet.

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Für sie bemaß sich der Wert eines Films vor allem an seinem Thema. Der Gehalt war ihr wichtig. Bewegte Schicksale vor bewegtem historischem Hintergrund interessierten sie. Nicht von Ungefähr ist eine der lebhaftesten Kinoerinnerungen, die ich mit ihr verknüpfe, der gemeinsame Besuch einer Wiederaufführung von Vom Winde verweht.

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Bei ihm geht es meist ums Ganze. Das Schicksal der Welt steht auf dem Spiel. Das war für uns Außenstehende in den letzten Jahren ein Schauspiel, an dem wir keine ungetrübte Freude haben konnten. Als Kind, das vertraute er vor langer Zeit einem befreundeten Journalisten an, hegte er globale Rettungsphantasien. Er entwickelte ein Pensum von Ritualen, die er jeden Abend vor dem Schlafengehen absolvierte: in der Hoffnung, die Welt vor der atomaren Auslöschung zu bewahren. Diese ist bislang ausgeblieben.

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Hier zu Lande wäre so etwas undenkbar - Oder können Sie sich eine deutsche Tageszeitung vorstellen, auf deren Titelseite ein Szenenfoto aus einem Schwarzweißwestern zu sehen ist, der vor fast 70 Jahren gedreht wurde? Das würde keine Chefredaktion durchgehen lassen, die sich dem Diktat der Aktualität und politisch-gesellschaftlichen Relevanz verpflichtet fühlt.

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Vor einigen Tagen besuchte ich eine Veranstaltung, bei der mich das Publikum mehr interessierte als das, was ihm an diesem Abend geboten wurde. Den Termin hatte ich mir schon lange in meinem Kalender notiert: In der Berliner "Urania" wollte ich einen Vortrag zum Thema "Laurel & Hardy und die Kunst der Zerstörung" hören. Unter dem Motto "Lachen mit Stan und Ollie" hatte offenbar schon im Frühjahr eine ähnliche Veranstaltung beträchtlichen Erfolg.

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An London, das erzählt er oft, faszinierte ihn, dass ganze Straßen einem einzigen Gewerbe gewidmet sind. In der Tat, wo sonst in Europa findet sich diese Konzentration an Herrenausstattern wie in der Savile Row oder Hemdenschneidern wie in der Jermyn Street? Den jungen Fotografen Wolfgang Suschitzky interessierte in den 1930er Jahren jedoch besonders die Charing Cross Road, die Magistrale der Buchhandlungen und Antiquariate.

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Die Zukunft ist das unkalkulierbare Kapital, die Wette, die das Kino ständig eingehen muss. Es ist ja nicht einmal gewiss, ob man es in ein paar Jahren überhaupt noch Kino nennen darf, weil die bewegten Bilder womöglich an ganz anderen Orten laufen. Darüber macht sich natürlich auch die Deutsche Filmakademie Gedanken. Gestern hat sie eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel "In weiter Ferne – so nah" eröffnet, deren Logo das Foto eines US-Kinos zeigt, an dessen Brandmauer ein großes For-Sale-Schild prangt. Das wirkt erst einmal wie ein reichlich defätistisches Vorzeichen.

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In den letzten Tagen und Wochen hat sich hier zu Lande wohl jeder, der das entsprechende Alter hat, darüber Gedanken gemacht, was er vor 25 Jahren erlebt bzw. getan hat und was ihm durch den Kopf ging. Auch ich habe einigermaßen präzise, wenngleich bemerkenswert irrelevante Erinnerungen an den Herbst 1989. Den Abend des Mauerfalls verbrachte ich im alten Arsenal-Kino in der Welser Straße.