Slow Food Vorfreude

»Isle of Dogs« (2018). © 20th Century Fox

Alles ist im Aufbau. Zwischen Potsdamer Platz und Marlene Dietrich Platz herrscht reges Treiben. Polizei überall, Sicherheits-Menschen mit gelben Westen auf denen der Schriftzug »Security« prangt, als wären die Stars schon da. Dabei sind es nur die internationalen Köche in der Food-Lane, der kleinen Straße an den Arkaden, die mit ungewöhnlichem Fast Food locken. Für sie ist heute schon Festival, Stunden bevor der Eröffnungsfilm und mit ihm das lange Warten auf den Einlass beginnt. Das Essen jedenfalls ist nach slow-food Maximen gut und vor allem fair zubereitet, heisst es. Gegessen habe ich noch nichts, aber es riecht schon sehr verlockend.

Man könnte meinen, Berlin rüste sich, putzte sich heraus für über 3300 Journalisten aus 60 Ländern. Doch mit Ästhetik hat die Veränderung, die der Potsdamer Platz erfährt, nichts zu tun. Hier geht es um eine Reibungslosigkeit, die viele der Gäste typisch deutsch nennen, um Sicherheit vor allem und ein möglichst unfallfreies Festival. Wenn sich die vielen Besucher ab heute hier tummeln, essen, trinken, vor allem aber Filme sehen wollen, dann zeigt sich wie jedes Jahr, dass die Kälte zur Konzentration beiträgt, nur wenige taumelnd auf die Straßen gehen ohne auf den ohnehin sehr langsamen Verkehr zu achten. Die Gitter, die die Gehwege von den Autos trennen, aber bleiben bis zum Schluss. Nur an ausgesuchten Stellen sind Ein- und Auslass-Öffnungen zum Überqueren der Straßen frei gelassen worden. Man geht gesittet und langsam, keiner geht spazieren, alle haben ein konkretes Ziel. Und Hunde gibt es hier in diesen Tagen kaum.

Wohl aber in dem Eröffnungsfilm von Wes Anderson »Isle of Dogs – Ataris Reise« und der hat nichts mit dem Londoner Stadtteil zu tun, jener Halbinsel im East End, sondern erzählt von einer Massenevakuation von infizierten Hunden in Japan. Nicht völlig undenkbar, dass Anderson sich den Londoner Stadtteil zum Vorbild genommen hat, denn hier wurden, rund um den Canary Wharf, immer wieder große Filme inszeniert, wie zum Beispiel »James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug« mit der rasanten Motorboot-Verfolgungsjagd, oder »28 Days Later«, »Batman Begins« und »Die Bourne-Verschwörung«. Mit Wes Andersons Film jedenfalls eröffnet zum ersten mal ein Animationsfilm die Berlinale und man darf gespannt sein, denn Anderson ist nicht nur für ausgefallene Ästhetik bekannt, er ist auch ein  gern gesehener Gast hier in Berlin und hat schon viele seiner Filme im Wettbewerb vorstellen dürfen.

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