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Gerhard Midding

Die Leitung der Berlinale stellte in dieser Woche noch einmal den Zeitplan der diesjährigen Ausgabe vor. Man darf sich ihren Ablauf wie die Zündung einer mehrstufigen Rakete vorstellen, nur ohne Spannung. Zuerst wird der European Film Market veranstaltet, dann laufen Teile des Programms digital, bis im Sommer hoffentlich das Publikum sein Festival erleben darf.

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Ganz mag man die Hoffnung noch nicht aufgeben, dass die Pandemie die Verhältnisse auch einmal in einem positiven Sinne zurechtrückt. So ließ Anfang des Monats die Nachricht aufhorchen, der Anteil an Hollywoodfilmen, bei denen Frauen Regie führten, sei 2020 auf ein Rekordhoch gestiegen.

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In "The Big Goodbye", Sam Wassons Buch über die Entstehung von »Chinatown«, wird der Drehbuchautor Robert Towne mit einem Begriff zitiert, der entscheidend für sein Denken und für seine Arbeit ist: "shared values", also geteilte, gemeinsame Werte. An ihn musste ich mehrmals denken, als gestern die Amtseinführung von Joe Biden und Kamala Harris im Fernsehen verfolgte.

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Steven Mnuchin sieht aus, als könne er kein Wässerchen trüben. Auf den ersten, zweiten, dritten Blick wirkt er wie ein farbloser Bürokrat. Ich habe mir immer vorgestellt, er sei genau so wie die Figur, die er in „Regeln spielen keine Rolle“ verkörpert. Es ist nur ein Gastauftritt; ich glaube, er hat nicht einmal einen Dialogsatz.

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Wie jung seine Stimme klingt! Und gar nicht verzagt, sondern frisch und voller Enthusiasmus! Dabei werden die Tonaufnahmen, die in »Das Geheimnis Georges Méliès« zu hören sind, entstanden sein, als der Filmpionier sein Imperium längst verloren und das Publikum ihn und die unmöglichen Reisen, auf die er es einst schickte, vergessen hatte.

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Sébastien Lifshitz tut gut daran, seinen Film in Sashas Zimmer beginnen zu lassen. Der Blick ist zwar ganz auf das Mädchen konzentriert, das mit seinen Kleidern spielt und sich vor dem Spiegel betrachtet. Aber man ahnt, dass sein Refugium phantasievoll drapiert ist; im Halbdunkel der ersten Einstellung sind ein paar Schmetterlinge zu sehen, die an der Wand kleben.

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Das größte Geschäft, behauptete er immer, machte er nicht vor Weihnachten, sondern zwischen den Jahren. In dieser Buchhandlung lief sowieso vieles anders. Die Ladenfläche war nicht groß, aber dort verbargen sich angestaubte Schätze, die anderswo längst aussortiert worden wären.

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Jean-Pierre Melville sah das Ende des Kinos für 2020 voraus. Dann sollte es nur noch das Fernsehen geben. Worauf sich diese Prognose stützte, ist rätselhaft wie vieles bei diesem Regisseur. Fest steht nur, dass er sie 1970 traf, im Interviewband von Rui Nogueira. Nehmen wir sie mal als seinen einzigen Ausflug ins Genre der Science Fiction.

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Einen Film kann man nicht allein machen, schreibt er, man braucht dazu einen Stamm. Das wusste John Boorman natürlich schon vorher. Aber erst, als er im Amazonas „Der Smaragdwald“ drehte, fand er den Begriff dafür. Er passt gut zu diesem Regisseur, für den das Erzählen archaische Wurzeln hat. Ein Schamane, dem er damals sein Metier erklären wollte, erwiderte, sie beide würden denselben Beruf ausüben.

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Bis ich mich in der letzten Woche mit Francis Coppolas neuer Schnittfassung von »Der Pate III« beschäftigte, hatte ich mir keine Gedanken über die Beziehung zwischen dem Vatikan und Paramount gemacht. Als der Ausklang der Trilogie 1990 herauskam, imponierte mir allerdings, wie clever das Drehbuch von Coppola und Mario Puzo brandaktuelle Affären wie die Turbulenzen der Vatikanbank und den mysteriösen Tod des 30-Tage-Papstes aufgriff. Aber darüber hinaus sah ich wenig Anlass zu weiteren Nachforschungen.