DVD-Tipp: »Accused« (2023)

Ein paar verschwommene Bilder en passant mit dem Handy aufgenommen, hier eine unbedachte Bemerkung, dort eine falsche Behauptung: Es braucht heutzutage nicht viel, um eine tödliche Social-Media-Lawine in Gang zu setzen, die moderne Version des Lynchmobs. Es beginnt in trauter Zweisamkeit in der kleinen Londoner Wohnung, Harri (Chaneil Kular aus »Sex Education«) und Chloe planen das Wochenende: Er reist vor ins Landhaus seiner Eltern, wo er in deren Abwesenheit Haus und Hund hüten soll. Doch es kommt anders.

Nur knapp schrappt Harri an einem Terroranschlag im Londoner Bahnhof vorbei. Während er sich im Landhaus von der Aufregung erholt, braut sich Unheil zusammen. Getrieben vom Volkszorn auf die Attentäter und der Überschätzung seiner detektivischen Fähigkeiten, zusätzlich angestachelt vom Alltagsrassismus, macht sich der Netz-Mob eifrig ans Werk. Eins gibt das andere, ein unscharfes Foto im Selfie-Hintergrund, eine Mitschülerin, die ihren Klassenkameraden zu erkennen glaubt, ein paar zu allem bereite Hooligans und ein Polizist in der Nachtwache, der die Situation falsch einschätzt: Was als romantisches Wochenende im Landhaus geplant war, entwickelt sich in knackigen 90 Minuten zum rasanten Home-Invasion-Thriller.

Dass Philip Barantini ein Gespür für atemlos hektische Spannung hat, konnte er bereits in dem in einer einzigen durchlaufenden Einstellung gedrehten Restaurantküchendrama »Boiling Point« (das übrigens ein Jahr vor der ähnlich gelagerten Serie »The Bear« anlief) unter Beweis stellen. Mit der gleichen Dringlichkeit und noch höherem Einsatz orchestriert er die Dynamik der freidrehenden Aggression, die im Netz aus einer toxischen Mischung von Angst, Wut und Fremdenhass entsteht. Im Making-of kann man Crew und Schauspieler beobachten, wie sie mit viel Fantasie und Leidenschaft ans Werk gehen.

VÖ: 27. Februar 2025

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