Apple TV+: »Chief of War«

»Chief of War« (Serie, 2025). © Apple TV+

© Apple TV+

Der Krieger, der Hawaii vereinigte

Als Aquaman in den DC-Filmen wurde Jason Momoa zum Star, und so scheint der Schauspieler gleich in der ersten Szene seiner neuen Serie »Chief of War« buchstäblich in seinem Element zu sein. Mit bloßen Händen fängt er, alten hawaiianischen Traditionen folgend, einen Hai. Doch so spektakulär diese Auftaktsequenz gerät, so sehr lässt sie erahnen, dass dieser Neunteiler nichts gemeinsam hat mit den Actionabenteuern, in denen Momoa bislang zu sehen war.

Wir befinden uns im späten 18. Jahrhundert, und in der heute als Hawaii bekannten Inselgruppe im Pazifischen Ozean kann von Einigkeit keine Rede sein. Die Königreiche Hawai'i, Maui, O'ahu und Kaua'i bekriegen sich seit langem, was es umso prekärer macht, dass Mauis Feldherr Ka'iana (Momoa) desertiert ist und im Exil auf ein friedliches Leben mit der Familie hofft.

Nur zögerlich kehrt Ka'iana zurück, auf Drängen von Mauis Herrscher Kahekili (Temuera Morrison). Der bezieht eine uralte, Frieden verheißende Prophezeiung auf sich, missbraucht jedoch mit einem unerwartet blutigen Angriff auf O'ahu das Vertrauen seines obersten Kriegers. Bei seiner Flucht kreuzt Ka'iana den Weg der jungen Ka'ahumanu (Luciane Buchanan), die mit dem König von Hawai'i verheiratet werden soll. Während sie in eine ungewisse Zukunft aufbricht, findet sich Ka'iana bald auf einer englischen Galeere wieder.

»Chief of War« ist ein Herzensprojekt von Jason Momoa und Thomas Pa'a Sibbett, die als Schöpfer und Mitproduzenten verantwortlich zeichnen und sich ihrer gemeinsamen Heimat widmen. Während das Tropenparadies in Serien wie »Magnum« oder »Hawaii Five-0« meist als Klischeekulisse diente, geht es hier um uralte Bräuche, hawaiianische Geschichte, über die ein europäisches Publikum so gut wie nichts wissen dürfte, und um eine Zeit, in der es nicht nur zur Vereinigung der Inseln kam und internationale Beziehungen etabliert wurden, sondern auch erste Kolonialisierungsversuche im Raum standen.

Vergleiche mit »Game of Thrones«, wo Momoa auch mitspielte, hinken; eher erinnert »Chief of War« an »Shōgun«, ist aber vor allem auf sehr eindrucksvolle Weise ein ganz eigenes Ding. Prächtiger Landschaftsaufnahmen und einer Titelmusik von Hans Zimmer zum Trotz ist hier weniger ein Kriegsepos angesagt als vielmehr das Aufbrechen westlicher Narrative mittels jeder Menge Authentizität.

Verschiedene Kulturberater*innen sorgten dafür, dass von den Kanus und Waffen über die Tätowierungen bis hin zu den Lendenschürzen und Feder-Capes alles seine historische Richtigkeit hat, vor wie hinter der Kamera wurde fast ausschließlich auf polynesische Beteiligte gesetzt und die Weißen spielen in dieser Geschichte eine sehr untergeordnete Rolle. Die Welt, aus der »Chief of War« erzählt, hat man so noch nie gesehen, allein das macht die Serie rund um Momoas beachtliches Charisma zu einem bemerkens- und lohnenswerten Ereignis. Ganz besonders in der Originalfassung, in der fast ausschließlich Hawaiianisch gesprochen wird.

OV-Trailer

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt