Film des Monats März: »Come on, Come on«

© DCM

2021
Original-Titel: 
C'mon C'mon
Filmstart in Deutschland: 
24.03.2022
V: 
L: 
109 Min
FSK: 
Ohne Angabe
Empfohlen von der Jury der Evangelischen Filmarbeit

In einer Szene gehen Johnny (Joaquin Phoenix) und sein neunjähriger Neffe Jesse (Woody Norman) unter einem der monumentalen Eichenbäume von New Orleans entlang, dessen weit auslaufend geschwungene Äste sich wie ein Dach über die beiden spannen. Zwei winzige Lebewesen im Kontrast zu dem jahrhundertealten Baum: der erwachsene Mann und der kleine Junge. Ein archetypisches Bild wie eine flüchtige Momentaufnahme aus dem Zyklus des Lebens. Johnny ist Radiojournalist und befragt Jugendliche aus vier großen amerikanischen Städten – Detroit, Los Angeles, New York, New Orleans –, was sie von der Zukunft erwarten. Seinen Neffen nimmt er auf die Reise mit, da dessen Mutter sich um den psychisch kranken Vater des Jungen kümmern muss. Zwischen dem im Umgang mit Kindern unerfahrenen Onkel und dem aufgeweckten Jungen entsteht eine innige Beziehung. 

Ausgangspunkt seines Films seien die Erfahrungen und Gespräche mit seinem eigenen Sohn gewesen, berichtet Regisseur Mike Mills (»Twentieth Century Women«). Den Blick auf das Private, auf menschliche Beziehungen, die emotional berühren, habe er verbinden wollen mit den großen Zukunftsfragen, nach dem Zustand der heutigen Welt und der amerikanischen Gesellschaft. Daher die dokumentarischen Interviews mit Jugendlichen und ihre Sicht auf die Zukunft, die die Filmhandlung rahmen und denen er Respekt zollt. Lose verbinden sie sich mit der Handlung, denn sie sollen eigenständig sein und kein Vehikel für die Fiktion. »Come on, Come on« wirkt wie eine Collage, in deren Zwischenräumen sich intellektueller und spiritueller Sinn findet. Das Schwarz-Weiß der Bilder schafft den stimmungsvollen Raum einer Fabel, jenseits der Realität. Durch den Soundtrack von Aaron und Bryce Dessner und die wehmütige Stimme der Sängerin Leslie Feist wird er konturiert. Mit seiner Geschichte vom Kind und dem Erwachsenen entwirft der Film ein unprätentiöses zeitgenössisches Bild menschlicher Bindung und lässt in den kleinen, unscheinbaren Momenten erfahrenes Lebensglück aufscheinen.

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