DVD-Tipp: »Malignant«

© Warner Bros. Pictures

Wilde Horrormischung

Es sei an der Zeit, den Krebs herauszuschneiden, verkündet die Ärztin. Eben noch hatte ein offenbar tobsüchtiger Patient dem Krankenhauspersonal einen gewaltigen Kampf geliefert; zu sehen auf verrauschten Videobildern, natürlich duster wie in einem Verlies. Was jenes Bösartige ist, das he­rausgeschnitten werden soll und das James Wans »Malignant« den Titel gibt, bleibt lange im Vagen. Ebenso wie zunächst nicht klar wird, welche Ausprägung des Genres Horror das Publikum vor sich hat. Sind Mad Scientists zugange? Hat man es mit Teufelswerk zu tun? Oder handelt es sich doch eher um einen Psychothriller? Ist es Mystery? Body-Horror? Creature-Feature? Splatter?

Spätestens als sich das Monster mit den unwahrscheinlichen Bewegungsmustern ins Geschehen einmischt, scheint die Sache entschieden und Übersinnliches der Urgrund des Übels. Das im Übrigen darin besteht, dass Madison, die eigentlich anders heißt, nach einer Fehlgeburt von grausigen Visionen heimgesucht wird, die sich als tatsächlich stattfindende Morde herausstellen. Da ist guter Rat teuer, zumal die Polizei nicht an Gespenster glaubt und an Risse im Raum-Zeit-Kontinuum erst recht nicht.

Zweifel am Augenscheinlichen sind ohnehin angebracht, insofern James Wan, ein ausgewiesener Connaisseur des Genres, mit »Saw« (2004), »Insidious« (2010) und »The Conjuring« (2013) gleich drei nicht nur erfolgreiche, sondern auch erzählerisch einfallsreiche Horrorfilmserien angestoßen hat. Mit »Malignant« lässt er nun, erlauben Sie den Ausdruck, die Sau raus. Er pfeift auf Plausibilität, setzt großen Unfug mit gewaltigem Aufwand in Szene, kombiniert die Tropen einzelner Subgenres neu und steuert mit der so entstandenen wilden Mischung auf eine überraschende (W)Endung zu. Und dann nimmt er noch eine Kurve, die weniger Unbekümmerte gar nicht erst in Erwägung ziehen würden. Wer ihm nicht folgen mag, bringt sich um den Spaß; denn nicht zuletzt feiert Wan hier vor allem die zahlreichen Abstrusitäten, die dieses altehrwürdig unwürdige Genre in all seinen Ausprägungen schon immer ausgezeichnet haben.




VÖ: 23. Dezember 2021

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