DVD-Tipp: »Casablanca« (1942)

»Casablanca« (1942). © Warner Bros. Pictures

»Casablanca« (1942). © Warner Bros. Pictures

Uns bleibt immer noch Casablanca

»Casablanca« ist Kult. Die geniale Mischung aus Liebesfilm und Anti-Nazi-Film funktioniert auch als lupenreines Melodrama und vermag dennoch gekonnt zu unterhalten. Das liegt vor allem am Humor und unvergesslichen Dialogzeilen wie »Dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft«, »Verhaftet die üblichen Verdächtigen« oder »Here is looking at you kid«, der in der ersten deutschen Synchronfassung von 1952 mit »Schau mir in die Augen, Kleines« übersetzt wurde.

Humphrey Bogart und Ingrid Bergman funktionieren ideal als Paar, das sich einst in Paris vor der Besetzung durch die Deutschen leidenschaftlich ineinander verliebte und Jahre später in Casablanca wiederbegegnet. Bogart verkörpert perfekt den Zyniker, der anscheinend nicht mehr an die Liebe oder den Widerstand gegen die Nazis glaubt. 

Bis zu »Casablanca« hatte Bogart überwiegend Schurken in Nebenrollen gespielt. Ingrid Bergman gelingt es mit ihrer natürlichen Anmut, eine Frau zwischen zwei Männern zu spielen, in die man sich einfach verlieben muss. Als »Casablanca« 1942 in die Kinos kommt, lebt sie seit vier Jahren in den USA, hat aber den Durchbruch in Hollywood noch nicht geschafft. Wer jedoch bei der Erfolgsge-schichte von »Casablanca« zu wenig beachtet wird, ist Regisseur Michael Curtiz. Geboren 1886 als ManÓ Kaminer änderte er in seinem Leben für die Karriere öfter seinen Namen. In Ungarn wird er als Mihály Kertész bekannt, führt bei 50 Filmen Regie, von denen nur noch zwei erhalten sind. 1918 flieht er nach der Niederschlagung der kommunistischen Räterepublik nach Wien. Als Michael Kertesz dreht er 1922 den bis dahin teuersten und opulentesten österreichischen Film: den Monumentalfilm »Sodom und Gomorrha«. 1926 geht er als Michael Curtiz nach Hollywood.

In der Filmgeschichte gilt er bestenfalls als ein versierter Auftragsregisseur, der allein für Warner Bros. 86 Filme drehte. Dabei war Curtiz nicht nur ein äußerst vielseitiger Filmemacher, sondern legte auch viel Wert auf ein gutes Drehbuch, das Casting sowie auf die technischen und optischen Aspekte seiner Filme. Allein sechs Mal wurde Michael Curtiz als Bester Regisseur für einen Oscar nominiert, zwei Mal gewann er ihn: 1939 für den Kurzfilm »Sons of Liberty« und 1943 für »Casablanca«.

Die opulente 4K- und Blu-ray-Ausgabe zum 80. Jahrestag von »Casablanca« erinnert mit einem 37 Minuten langen Bonusfilm an Michael Curtiz mit dem bezeichnenden Titel »The Greatest Director you never heard of«. 

Besonders Steven Spielberg zeigt sich als begeisterter Fan. Er wuchs mit Curtiz Klassikern auf, in denen Errol Flynn die Hauptrolle spielte, wie »Robin Hood« (1938) oder »The Charge of the light Brigade« (1936). Zu weiteren Extras gehören ein Reprint des Pressematerials, Postkarten und ein Poster. Das filmische Bonusmaterial dagegen erschien bereits vor zehn Jahren mit der Blu-ray-Ausgabe zum 70. Jahrestag, die ebenfalls nicht in Deutschland vertrieben wurde.

Wie vielseitig und genial Curtiz war, kann man auch an dem in Vergessenheit geratenen Klassiker »The Breaking Point« aus dem Jahr 1950 sehen, der bei Criterion als Import auf Blu-ray erhältlich ist. John Garfield spielt dort Harry Morgan, einen unter Geldsorgen leidenden Kapitän, der sich aus Geldnot mit Kriminellen einlässt, um seine Familie zu ernähren. In Deutschland kam der Film Ende 1951 unter dem etwas reißerischen Titel »Menschenschmuggel« in die Kinos. Der oft als Film noir rezipierte Film erzählt vielschichtig vom Scheitern des amerikanischen Traums.

Getragen wird der innerlich zerrissene Morgan von John Garfield, der in der hysterischen Stimmung der McCarthy-Ära arbeitslos wurde, weil er sich weigerte, Kollegen zu denunzieren. Im Bonusmaterial wird auf sein tragisches Schicksal verwiesen. Er starb im Alter von 54 Jahren. The Breaking Point floppte, weil sich Warner Bros. weder zum Darsteller noch zu dem gesellschaftskritischen Film bekannte. Auch in diesem Meisterwerk erkennt man die Handschrift von Curtiz, seine Meisterschaft durch ausgeklügelte Bildkompositionen atmosphärisch zu erzählen und die Genres Film noir und Melodrama zu vereinen.





Casablanca USA, 1942 R: Michael Curtiz. Da: Humphrey Bogart, Ingrid Bergman, Paul Henreid, Claude Rains. Anbieter: Warner.

Bestellmöglichkeit (Blu-ray-Box)



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