Disney+: »Chip und Chap: Die Ritter des Rechts«

»Chip und Chap: Die Ritter des Rechts« (2022). © Disney

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Als Störenfriede, die sich in zahlreichen Kurzfilmen im Haus von Donald Duck breitmachen und ihn um den letzten Nerv bringen, wurden sie bekannt, aber erst als »Rescue Rangers« starteten sie eine Fernsehkarriere, in drei Staffeln mit 65 Folgen, von 1988 bis 1990. Dieses neue, abendfüllende Abenteuer der beiden Backenhörnchen Chip und Chap ist jedoch ein anderes Kaliber. Erwachsene Zuschauer dürften bei diesem Meta-Film, vollgestopft mit Referenzen nicht nur an andere Disney-Filme, sondern auch generell an die Welt der Animation, eher auf ihre Kosten kommen als Kinder, zumal das Ganze in einem wahnwitzigen Tempo erzählt wird – wenn man nicht genau hinsieht, hat man schon einen weiteren Cameo-Auftritt verpasst (oder dass im Kino 'Meryl Streep in »Mr. Doubtfire« und »Batman vs. E.T.« zu sehen sind).

Die selbstreflexiven Momente vieler neuerer Disney-Animationsfilme, in denen die Figuren gewissermaßen aus ihrer Rolle heraustreten bzw. mit ihrer Rolle in der erzählten Geschichte hadern (besonders gelungen in »Bolt« und »Ralph reicht's«) sind auch hier ein zentrales Element: weil Chap die langjährige Partnerschaft in »Rescue Rangers« zugunsten einer Solokarriere aufkündigte, zerbrach auch die – schon zu Schulzeiten begründete – Freundschaft zwischen den beiden: »Rescue Rangers« wurde in jenem Sommer eingestellt und »Double-O-Dale« schon nach dem Pilotfilm.

Was sie jetzt wieder zusammenführt, ist das Wiedersehen mit einem Kollegen aus glorreichen Fernsehtagen: Samson war damals Mitglied ihres Teams, jetzt bittet er sie um Hilfe. Doch dann ist er verschwunden, wie eine Reihe anderer alter Cartoonfiguren vor ihm. Was geht da vor? Glücklicherweise haben Chip und Chap bei ihren Ermittlungen in Gestalt der jungen schwarzen Polizistin Ellie auch offizielle Unterstützung. 

Natürlich weckt der Film Assoziationen an andere Animationsfilme, in denen menschliche und animierte Charakter in einer Kriminalgeschichte miteinander agierten, zumal an »The Happytime Murders« und an »Falsches Spiel mit Roger Rabbit«. Mit der Enthüllung der Identität des Oberschurken »Sweet Pete« allerdings betritt der Film Neuland, handelt es sich dabei doch um um einen klassischen und beliebten Charakter des Disney-Universums. Das löst auf jeden Fall eine größere Irritation aus als die vordergründige sexualisierte Schockwirkung, auf die »The Happytime Murders« setzte. Eher knüpft »Chip und Chap« da an Pixars »Toy Story«-Filme mit ihrem Nachdenken über die Vergänglichkeit an. Während Chip immer noch eine gezeichnete Figur ist (und sein Geld heute als Versicherungsmakler verdient), hat Chap eine »CG Operation« hinter sich und ist jetzt eine computeranimierte Figur (die allerdings vom vergangenen Ruhm zehrt und über Animations-Conventions tingelt). Man kann sogar ein gewisses Verständnis für den Oberschurken aufbringen, wenn er von seinem traurigen Abstieg erzählt. Dass hinter dem Reboot von Figuren Schicksale stehen, macht der Film deutlich, wenn er zeigt, wie die Anpassung von Charakteren an vermeintliche Publikumsbedürfnisse mittels brutalster chirurgischer Eingriffe bewerkstelligt wird. Man darf jedenfalls gespannt sein, ob das Ganze nur ein großer böser Scherz war – oder ob Disney künftig auch nicht-computeranimierten Figuren Raum gibt.

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