Amazon: »Bosch« Staffel 7

»Bosch« (Staffel 7, 2021). © Amazon Studios

»Bosch« (Staffel 7, 2021). © Amazon Studios

Hardboiled mit Geschmack

Seit 2014 ermittelt Detective Bosch von der LAPD Mordabteilung. Seither ist er schlecht gelaunt. Dass die Serie dennoch so langlebig ist, hängt mit den Vorlagen des Bestseller-Autors Michael Connelly zusammen. Der Ex-Polizeireporter ersinnt Stoffe, in denen die Stadt Los Angeles umsichtig ins Bild gesetzt wird. Oft geht es um ethnische Randgruppen.

So wirft die siebte Staffel einen Blick auf den Mikrokosmos der Latino-Community. Ein zehnjähriges Mädchen trägt einen Teller Süßspeisen zu den Nachbarn ein Stock höher, wo gerade ein Geburtstag gefeiert wird. Ein Molotowcocktail, geworfen von einem Brandstifter, macht das Haus zur Todesfalle. Im Treppenhaus steigen Rauchschwaden auf. Das Mädchen versucht sich in Sicherheit zu bringen.

»Bosch«, die Serie, ist mitunter brutal. Gewalt ist aber nicht das Markenzeichen der eher diskret inszenierten Krimigeschichten, die durch ihren besonderen Blick auf das Verbrechen überzeugen. So findet Bosch bei seinen Ermittlungen im niedergebrannten Wohnhaus der Latinos das zehnjährige Mädchen. Es ist tot. Seine Leiche liegt direkt vor einem Notausgang – der wegen einer Nachlässigkeit der Hausverwaltung verriegelt war. Deshalb musste das Kind an einer Rauchvergiftung sterben.

Solche Geschichten, die man nicht erfinden kann, geben der Serie immer wieder einen besonderen Dreh. Über sieben Staffeln hinweg hat man einige überraschende Wendungen erlebt. Einmal ermittelte Bosch gegen einen pädophilen Mörder. In der Garage eines unbescholtenen älteren Mannes findet er ein riesiges Arsenal an Plüschtieren. Der Fall schien gelöst. Doch dann stellt sich heraus, dass der Verdächtige als Ausstatter für eine Serie arbeitet, bei der die Spielzeuge als Requisiten eingesetzt werden.

Das Lösen derart vertrackter Fälle hat Spuren im Gesicht des Detectives hinterlassen, dessen Darsteller Titus Welliver nicht mehr ganz so schlank ist und einige Sorgenfalten mehr auf der Stirne hat. Seine Tochter Maddie (Madison Lintz), die in der ersten Staffel noch einen 15-jährigen Backfisch verkörperte, hat sich inzwischen zur toughen Anwaltsgehilfin im coolen Business Dress gemausert. Auch das Auf und Ab der übrigen Ensemblemitglieder gibt der Serie eine vielstimmige Grundierung.

Über die Jahre hinweg bilden sich Vorlieben heraus. Ohne dass es einem bewusst würde, wartet man auf den Auftritt gewisser Nebenfiguren. Ein Hingucker ist Amy Aquino als Boschs direkte Vorgesetzte Lt. Grace Billets. Bislang wurde die sexuelle Orientierung dieser markanten Lesbe nur angedeutet. Als sie diesmal ihr Haus verlässt, hat jemand in fetten weißen Lettern »Dyke Slut« auf die Heckscheibe ihres Wagens gesprüht. Es gibt in dieser Welt ausgesprochen herzlose Menschen. Boschs Kampf gegen solche Typen ist, meistens jedenfalls, eine Sisyphusarbeit. Doch den Mörder des zehnjährigen Mädchens wird er finden. Das ist nur eine Frage der Zeit. Bis es so weit ist, spielt Bosch, der Detective mit dem besten Musikgeschmack aller »Hardboiled«-Ermittler, einige geschmackvolle Jazz-Nummern vor.

OV-Trailer

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