Film des Monats Juli »Den Menschen so fern«

Trailer OmeU © Verleih

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit empfiehlt

Die Sonne scheint auf eine orange-gelbe dürre Landschaft. Aber es kann sehr kalt werden im Atlasgebirge; Daru muss den Ofen anwerfen und sich warm anziehen. In einem gottverlassenen Tal unterrichtet der umsichtige, pragmatische Mann die Kinder der Umgebung im Lesen und Schreiben, in Geschichte und Französisch. Mit dem soeben entbrannten algerischen Unabhängigkeitskrieg will Daru nichts zu tun haben. Bis ein Gendarm aus dem nächsten Dorf ihm einen gefährlichen Job anträgt. Der Bauer Mohamed hat seinen Cousin getötet – Daru soll den merkwürdig sanften, merkwürdig passiven Mörder zur Verhandlung in die Stadt überführen. Gejagt von Mohameds Clan, bedroht von Kolonialtruppen und den Kämpfern der Nationalen Befreiungsfront, machen die beiden Männer sich auf den Weg durch die Berge, widerwillig der eine, still verzweifelt der andere. 

Ein historischer Stoff, eine literarische Vorlage von Albert Camus, Musik vom Ex-Punk Nick Cave und Bilder wie aus einem Western: Aus diesen Bestandteilen destilliert der französische Regisseur David Oelhoffen einen stilistisch strengen, eleganten und elegischen Film, der hochaktuelle Fragen aufwirft. Der Held, Daru, bewegt sich als spanischstämmiger, Französisch sprechender Siedler in Algerien zwischen den Kulturen, er hat täglich Umgang mit den Kindern der Landbevölkerung. Aber im Dialog mit Mohamed  wird klar, dass er über die Traditionen, die dessen Leben prägen, wenig weiß – dass Mohamed, der allmählich zum Gefährten wird, sich nicht verteidigen will oder flüchtet, kann der Lehrer partout nicht verstehen. Umgekehrt enthüllt sich dem Gefangenen nur sehr allmählich, was Daru umtreibt – etwa warum er so schnell an der Waffe ist, obwohl er Gewalt ablehnt. Die Reise durch den unwegsamen Atlas wird für die Männer und den Zuschauer zu einer in jeder Hinsicht komplexen Navigation: zwischen ethnischen, religiösen und politischen Konfliktlinien, der repressiven kolonialen Vergangenheit und einer vielleicht besseren, aufgeklärteren Zukunft. 

Start am 9.7.

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