DVD-Tipp: »Burke & Hare«

englisch © IFC Films

Totes Kapital

John Landis' erster Spielfilm nach über einem Jahrzehnt kommt direkt auf DVD heraus: »Burke & Hare« lehnt sich an eine wahre Begebenheit an, die beiden Titelhelden waren gefürchtete Serienkiller im Edinburgh des Jahres 1828. 16, vielleicht 17 Menschenleben gingen auf ihr Konto. Was filmisch bisher im Horrorgenre verarbeitet wurde, erzählt Landis als schwarze Komödie; und vielleicht ist das der richtige Ansatz, um das damalige Klima der »schottischen Aufklärung«, wie es im Film heißt, zu beleuchten: Edinburgh war ein wissenschaftlicher Leuchtturm der medizinischen Forschung mit Exzellenzcharakter.

William Burke und William Hare morden aus Geldgier – weil sie einen solventen Abnehmer für ihre Leichen finden. Es herrscht nämlich Mangel in den medizinischen Fakultäten, zwei Professoren – Dr. Knox und Dr. Monro – konkurrieren um die beste Anatomie- und Pathologievorlesung, sprich: um die effektivste und effektvollste Autopsie. Es geht um nichts Geringeres als um den medizinischen Fortschritt und um ihren wissenschaftlichen Ruf – für fünf Pfund pro Lieferung killen sich Burke und Hare durch Edinburgh, um Dr. Knox mit Toten zu versorgen. Fortschritt und Kapital bestimmen das Denken, und wenn nötig, geht man über Leichen.

Den makabren Stoff erzählt Landis mit großem Witz und mit Gespür für das Setting – gedreht wurde vornehmlich an Originalschauplätzen. So gelingt es, aus Mördern Sympathiefiguren zu machen: Der zaghafte Simon Pegg und der überdrehte Andy Serkis spielen sie mit warmer Hingabe, nicht als eiskalte Killer. Denn letztendlich geschieht alles aus Liebe – die sich nämlich erst einstellt, wenn Geld vorhanden ist: Hares Ehe läuft nur, wenn Geld im Haus ist, und um Herz und Leib einer schönen Schauspielerin (und Exhure) zu gewinnen, muss Burke mit den Erlösen aus dem Leichenhandel ihr Stück – ausgerechnet »Macbeth« – finanzieren. Produziert wurde der Film passenderweise von den Ealing-Studios. Und auch wenn in den etwas zu forcierten Slapstickeinlagen ein wenig der menschliche Faktor fehlt: In der Mischung von Komik und Makabrem, von sozialem Bewuss­tsein und Satire geht »Burke & Hare« doch in die Richtung der britischen Komödien der 50er Jahre.

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