Cronenberg ist ein Karrierekiller

Peter Weller in »Naked Lunch« (1991)

Peter Weller war mal wer. Vier Jahre lang. 1987 drehte er Robocop, der Kult wurde. 1991 spielte er in David Cronenbergs Naked Lunch einen Autor. Vom SF-Kracher ins Arthouse-Kino. Und dann? Lost im TV. Eine Nebenrolle im letzten Star Trek.

Weller ist nur das auffälligste Beispiel für das Cronenberg-Dilemma. Bei dem Kanadier für eine Hauptrolle zu unterschreiben, ist etwas, von dem jeder Agent abraten muss – ein Pakt mit dem Teufel. Die Opfer sind mindestens reif für einen Karriereknick wie Jeremy Irons, der von The Mission ins Cronenberg-Universum wechselte. Sie sind als weird fürs Leben gezeichnet wie Christopher Walken und James Woods. Und es sind sogar Darsteller betroffen, die nicht nur Oscars, sondern Box-Office-Hits im Rücken haben: Viggo Mortensen – sorry, Mr. Aragorn: Sie sind nicht mehr König! – und Robert Pattinson.

Dabei ist Cronenberg doch eigentlich ein großartiger Schauspielerregisseur, einer, der seine Stars an ihre Grenzen bringt und Eigenschaften sichtbar macht, die man an ihnen nicht vermutet hätte. Walken als unglücklich liebender Kleinstadtlehrer in Dead Zone, Irons in Dead Ringers, Mortensen in A History of Violence, Jeff Goldblum in Die Fliege – das waren verblüffend gefühlvolle Vorstellungen in Genrefilmen, die selten so viel Dramatik, so viel Psychodynamik hergeben.

Aber fürs A-Kino waren die Leute damit verloren. Wenn man einmal vor laufender Kamera einen Donut eingespeichelt hat wie Goldblum als Fliegenmann, wenn man sich nackt mit der Mafia in einer Sauna gewälzt hat wie Mortensen in Eastern Promises, wenn man eine VHS aus seinen Eingeweiden popelt wie James Woods in Videodrome oder sich auf der Hinterbank einer Limousine einer Analuntersuchung unterzieht wie Pattinson in Cosmopolis . . . Also, dann wird man kaum mehr engagiert, um die Sklaverei abzuschaffen oder Jennifer Aniston zu heiraten. Vom Normalo zum schrägen Vogel führt immer ein Weg, wie man an Matthew McConaughey beobachten kann. Umgekehrt eher nicht. Insofern muss man sagen: Ihr seid die wahren Helden, Jungs! Haltet durch! Vielleicht könnt Ihr ja mal alle zusammen in einem Woody-Allen-Film spielen.

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