Hans Schifferle

Filmkritiken von Hans Schifferle

Eine Post-Punk-Band im blutig-existenziellen Kampf mit White-Power-Skins, deren charismatischer Anführer von »Star Trek«-Ikone Patrick Stewart verkörpert wird. Jeremy Saulniers harte Mixtur aus düsterer Rock-'n'-Roll-Fantasie und bizarr-amerikanischem Backwoods-Horror wirkt in seiner Suche nach Authentizität manchmal gewollt: »Green Room«
Eine französische Komödie der Differenzen, in der die weit auseinandergehende Schere zwischen Arm und Reich durch ein bizarr-märchenhaftes Liebes- und Familienexperiment überwunden wird. »Familie zu vermieten«, der als High-Concept-Kino beginnt, entwickelt sich zu einem verdreht-romantischen Liebesfilm
Schöne junge Männer kämpfen in artifiziell inszenierten 50er Jahren mit Naturgewalten: dem Meer, der Elektrizität, der Liebe. Dabei wirken sie wie junge Leute von heute. »The Finest Hours« ist ein Heldenlied auf die US-Küstenwache, dem leider Sentiment und Sinnlichkeit abgehen
»Freunde fürs Leben« ist ein schöner kleiner, fast altmodischer Film. Regisseur Cesc Gay hat mit seinen beiden großartigen Darstellern Javier Cámara und Ricardo Darín ein genuines Melo geschaffen, inspiriert von den Filmen Vittorio de Sicas und dem Poetischen Realismus aus Frankreich
»The Revenant« ist ein Trapperfilm, ein Schneewestern, ein gewaltig-gewalttätiges Epos über die allmähliche Eroberung Nordamerikas. Ein Kunstfilm über Schuld, Sühne und Erlösung. Von Starregisseur Iñárritu allzu kraftvoll auf ­Authentizität getrimmt, von Superstar DiCaprio allzu expressiv gespielt, kippt der Film zu oft ins Prätentiöse
Baltasar ­Kormákurs aufwändiger, in 3D gedrehter Bergfilm bewegt sich im Spannungsfeld zwischen ungebrochener Himalaya-Romantik und dem in den 90er Jahren beginnenden Pragmatismus der Extrem-Bergtouren. Während der Film in den melodramatischen Passagen eher schwach ist, gelingen ihm spannende und düstere Szenen des Bergsteigens, in denen selbst die Willenskraft der Bergsteiger in Frage gestellt wird
Ein komplexer Teen-Film, der als Suburbia-Romanze beginnt und als Roadmovie endet. Leider kann der gut gespielte Film nach einem Roman von John Green die Balance zwischen Teenage-Mythos und Desillusionierung nicht halten
Grausames Kinderspiel, Doppelgänger-Motiv, eine Monster-Mutter, ein zeitgemäßes Geisterhaus und torture porn. Das Regie-Duo Veronika Franz und Severin Fiala beschwören in »Ich seh, Ich seh« den gesamten Katalog des Horrorkinos. Und sie zitieren Ulrich Seidl, Michael Haneke, Jessica Hausner. Nach einem spannenden, der Ästhetik des Schön-Schrecklichen verhafteten Beginns endet der Film in einer ziemlich österreichischen Anatomie der Grausamkeit, die den Figuren und dem Zuschauer keinen Ausweg lässt
Kein letztes Jahr im Marigold. Das provisorische indische Hotelparadies will expandieren. Als neuer Gast in der Underdog-Kommune der Senioren überrascht Richard Gere in einer grandiosen Altersrolle. Ein geschickt gemachter Mainstream-Film über globale und private Sehnsüchte, nicht nur für ein reifes Publikum
In der iranischen Öl-Stadt Bad City, die wie ein dreckiges Western-Nest wirkt, geht nachts ein besonderer Vampir auf Beutezug. Ein Girl, das ganz und gar in den Tschador-Schleier gehüllt ist, um mit der Nacht eins zu werden. »A Girl Walks Home Alone at Night« is ein düster-romantisches Nocturno, von der Regiedebütantin Ana Lily Amirpour in persischer Sprache in den USA gedreht