Paramount+: »Little Disasters«

»Little Disasters« (Miniserie, 2025). © Paramount+

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Nach einem Roman von Sarah Vaughan: konfliktreiche Geschichte um eine Gruppe befreundeter Mütter

Selten starten zwei Serien innerhalb eines so kurzen Zeitraums, die sich inhaltlich so ähnlich sind: Kurz bevor im Januar 2026 mit dem Start von HBO Max »All Her Fault« zu sehen ist, läuft bei Paramount+ bereits »Little Disasters«. Beide Serien basieren auf Bestsellern von den britischen Inseln, beide kombinieren – ganz in der Tradition von »Big Little Lies« – Ensembledrama im wohlhabenden Vorstadtmilieu und Hochglanzthriller. Und vor allem erzählen beide letztlich von den Schwierigkeiten der Elternschaft, während man versucht, nach außen eine perfekte Fassade aufrechtzuerhalten.

In »Little Disasters« konzentriert sich Showrunnerin Ruth Fowler, die den Roman von Sarah Vaughan adaptierte, nun ganz auf die Perspektive der Mütter. Alles beginnt damit, dass Jess (Diane Kruger) nachts mit ihrer Tochter in die Notaufnahme eilt. Das Kleinkind schreit und übergibt sich seit Stunden; vor Ort wird eine schwere Kopfverletzung festgestellt. Weiß Jess tatsächlich nicht, wie das Mädchen sich die zugezogen hat? Oder sagt sie nicht die Wahrheit? Und welche Rolle spielt Ehemann Ed (JJ Feild)? Die behandelnde Ärztin entschließt sich jedenfalls dazu, das Jugendamt zu informieren.

Dass eben diese Ärztin ausgerechnet Jess' enge Freundin Liz (Jo Joyner) ist, kompliziert die Situation enorm. Schnell ist der Rest des Freundeskreises von dem Fall betroffen: Auch Hausfrau Mel (Emily Taaffe) und Anwältin Charlotte (Shelley Conn) gehören zu dem Quartett, das seit einem gemeinsamen Geburtsvorbereitungskurs eine eingeschworene Truppe ist. Doch selbst nach jahrelangen gemeinsamen Urlauben oder Kindergeburtstagen zeigt sich, wie wenig die Frauen samt ihren Ehemännern letztlich wirklich voneinander wissen, weil den Großteil der Alltags-, Beziehungs- und Familienprobleme doch alle für sich behalten.

Es ist ein eindrucksvolles, vielleicht allzu exemplarisches Panoptikum an Konflikten und Sorgen rund ums Thema Mutterschaft, das »Little Disasters« auffährt. Von postpartalen Depressionen bis zu Problemen bei der In-vitro-Fertilisation, von finanziellen Nöten bis hin zu gesellschaftlichen Erwartungshaltungen lässt sich anhand der durchaus brüchigen Freundschaft dieser vier sehr unterschiedlichen Frauen eine beeindruckende Zahl an Themen verhandeln, was die Serie erfreulich nuanciert und vielschichtig statt mit der Moralkeule tut. Die Spannung köchelt dabei zwar eher auf Sparflamme, aber packend sind die sechs Episoden allemal.

Schade nur, dass Fowler der Kraft ihrer Geschichte nicht recht zu vertrauen scheint. Mit zahllosen Rückblenden, aber eben auch Visionen von Jess sowie direkt in die Kamera gesprochenen Kommentaren der Freundinnen neigt »Little Disasters« dazu, etwas zu oft all das auszubuchstabieren, was man als Zuschauer*in längst begriffen hat. Gerade angesichts der starken Schauspielleistungen (Diane Kruger war selten besser) wäre das wirklich nicht nötig gewesen.

OV-Trailer

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