Kritik zu F1
Mit Brad Pitt als Rennsportveteran, der aus dem Ruhestand zurückgeholt wird, gelingt Joseph Kosinski ein überraschend spannendes Actiondrama über den Zirkus der Formel 1
Es ist ohne Frage ein fetter Coup, einen Formel-1-Superstar als Produzenten zu gewinnen, der alle Türen öffnet bis hin zu Drehgenehmigungen während offizieller Rennen in Japan, Budapest, Silverstone, Abu Dhabi. Dort, wo all die anderen Stars wie beiläufig durchs Bild laufen: Max Verstappen, Charles Leclerc, Carlos Sainz. Genau das haben Regisseur Joseph Kosinski (»Top Gun: Maverick«) und Produzent Jerry Bruckheimer getan und für ihr spektakuläres Autorennen-Actiondrama »F1« Lewis Hamilton ins Boot geholt. Brad Pitt war da längst involviert. Er wollte schon 2023 mit Kosinski ein anderes Filmprojekt über den Konkurrenzkampf zwischen Ferrari und Ford realisieren. Nun ist es ein fiktives Drama geworden – mit Pitt und dem Shootingstar Damson Idris in den Hauptrollen, Javier Bardem als Rennstallbesitzer, Kerry Condon als toughe Strategieingenieurin und zahlreichen Promis der Formel 1 mit Miniauftritten. Klar, dass dabei ein Film entsteht, der für Atemlosigkeit und Spannung sorgt – angeheizt von Hans Zimmers Score. Es ist eine klassische Heldengeschichte, ein Märchen, kitschig, vorhersehbar – und doch grandios.
Der Plot ist schnell erzählt: Besitzer des fiktiven und erfolglosen Rennstalls APXGP Ruben Cervantes (Bardem) haut seinen alten Buddy Sonny Hayes (Pitt) an. Von ihm erhofft er sich endlich die notwendigen Platzierungen, ansonsten droht ihm der Verkauf. Sonny war mal vor 30 Jahren Rennfahrer. Ein Unfall aber beendete seine Karriere abrupt. Seitdem hat er ein paar Ehen hinter sich, lebt in seinem Van und hält sich mit irgendwelchen Rennen über Wasser. Typ »lonely Cowboy« eben – aber im Herzen natürlich ein echter Teamplayer. Er soll dem Rookie Joshua Pearce (Idris) zur Seite gestellt werden. Da prallen Welten aufeinander, zu was das führt, ist wenig überraschend, was auch in Bezug auf die energische technische Direktorin (Condon) und den Fiesling Banning (Tobias Menzies) gilt.
Das alles hat wenig Tiefe. Dabei liefert Autor Ehren Kruger durchaus ein paar Ansatzpunkte, etwa dass Sonny und Joshua beide ihre Väter mit 13 Jahren verloren haben. Das wird schlicht erwähnt, kurz als verbindende Gemeinsamkeit eingestreut, hat am Ende aber keine Bedeutung. Ebenso bleibt im Dunkeln, warum Sonny immer eine Spielkarte in seinen Rennanzug steckt. Auch lässt sich durchaus bemängeln, dass der Cast zwar extrem divers ist, die Frauen dann aber doch auf das Wohlwollen und die Genialität der Männer (vor allem Sonnys) angewiesen sind, um zu gewinnen. Auch die Glorifizierung von Sonnys rücksichtsloser und damit gefährlicher Rennpraxis ist durchaus fragwürdig. Und trotzdem funktioniert »F1« mit seinen perfekt inszenierten Szenen, der cleanen Optik, der peitschenden Musik und dem überzeugenden Cast grandios als Actionfilm, der immerhin den völlig anachronistischen und dekadenten Rennzirkus, bevölkert von sehr vielen, sehr schönen Menschen, als eben solchen und durchaus korrupten darstellt. Spätestens nach diesen gut zweieinhalb Stunden ist selbst für Kritiker und Laien die Faszination der Formel 1 zumindest nachvollziehbar.
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