Apple TV+: »Murderbot«
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Eigentlich hört er auf den Namen SecUnit, eine Kurzform der technokratischen Bezeichnung »Security Unit«. Im Gegensatz zu seinem inoffiziellen Namen Murderbot, auch der Titel dieser neuen SciFi-Serie auf Apple TV+, ist die Mischung aus Roboter und organischem Wesen jedoch keine Killermaschine. Im Gegenteil. Ein ums andere Mal rettet der vorausschauende Android seine menschlichen »Klienten« vor tödlichen Bedrohungen. Dabei zerreißt er sich – und zwar buchstäblich. Doch der Reihe nach.
Der Zehnteiler, wöchentlich präsentiert in zwei halbstündigen Doppelfolgen, basiert auf der Romanvorlage »The Murderbot Diaries« von Martha Wells. Die Figur eines komischen Roboters, mit dem die Autorin das Genre gegen den Strich bürstet, ist zwar nicht völlig neu. Doch die Art und Weise, wie die redselige Maschine – im Off wohlgemerkt – über die Fallstricke ihrer Mission reflektiert, verknüpft das meist bierernste Sci-Fi-Genre sehr originell mit dem Comedy-Format.
SecUnit hat seine Kontrollsoftware gehackt; »Seci« ist nun Herr seiner selbst. Was aber niemand wissen darf. Autonome SecUnits verübten nämlich in der Vergangenheit ein Massaker. Kontakte mit Menschen bergen daher stets Gefahr. Augenkontakt? Sehr unangenehm. Und die Frage »Wie geht's?« führt im Stillen zu ausufernden Reflexionen über Sinn und Zwecke vermeintlich banaler kommunikativer Rituale.
Alexander Skarsgård verkörpert diese KI mit einer Mischung aus Tatkraft und notorischer Unsicherheit. Dass dem Darsteller, der laut »People's Magazine« zu den 100 sexiest men alive zählt, als SecUnit ein Organ fehlt, das Männer üblicherweise haben, setzt dieser Serie das Tüpfelchen aufs i. Die farbenfrohe Inszenierung zitiert unterdessen phallische Sandwürmer aus »Der Wüstenplanet« sowie jene Raumfahrer aus Alien, die von einer bösen Company auf einen unwirtlichen Planeten geschickt wurden.
Sie ahnen nicht, dass ihre menschliche, allzu menschliche SecUnit insgeheim 5000 Folgen einer Gaga-Space-Opera schaute. Diese melodramatische Show namens »Sanctuary Moon« (eine »Star Trek«-Parodie) fungiert zugleich als Spiegel für Absurditäten in »The Murderbot«. So muss der Sicherheitsbot seine Schutzbefohlenen stets aus selbst verschuldeten Todesfallen retten. Ohne Waffengebrauch geht das leider nicht. Hinterher folgen aber jedes Mal quälende Diskussionen über Gewalt. Muss das sein? Die Serie punktet durch die schmerzhaft realistische Darstellung futuristischer Hippies in selbst geschneiderten Klamotten. Deren infantile Selbstsucht ist so unerträglich, dass man sich beim Zuschauen wünscht, man wäre ein Roboter – nur um nicht zur selben Spezies wie diese trotteligen Gutmenschen zu gehören.
Die flott inszenierte Serie entfacht ein scheinbar nie versiegendes Gagfeuerwerk. Etwas nerdig ist dieser Humor zuweilen schon. Man wird aber stets von wunderbar skurrilen Ideen überrascht. Gab es schon mal einen Roboter, der über einen Stein im Schuh klagte?
OV-Trailer
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