Nachruf: Richard Chamberlain

Richard Chamberlain in »Petulia« (1968)

Richard Chamberlain in »Petulia« (1968)

31. 3. 1934 – 29. 3. 2025

Für seine Karriere war sein blendendes Aussehen natürlich ein Segen. Umso überraschender, dass es kein Fluch für seine Entwicklung als Schauspieler war. Richard Chamberlain verließ sich nicht auf seine Schönheit, sondern verstand es, gegen sie anzuspielen. 

Richard Lester, der ihm 1968 in »Petulia« seine erste substanzielle Kinorolle gab, forderte ihn listig heraus, als er ihn mit einer leeren Colaflasche verglich: gut anzusehen, aber nicht viel drin. Chamberlain schluckte die Kränkung und spielte Julie Christies gewalttätigen Ehemann als Colaflasche, die nach zu heftigem Schütteln explodiert. Danach war er frei, mit dem sauberen Image zu brechen, das ihn in der Rolle des aufopferungsvollen Dr. Kildare zum TV-Star hatte avancieren lassen. Er ging Wagnisse ein, konnte in der Titelrolle von »Tschaikowsky – Genie und Wahnsinn« neben Glenda Jackson bestehen und gab dem Anwalt, der in »Die letzte Flut« Aborigines gegen eine Mordanklage verteidigt, sinnsucherische Tiefe; auch das zweite Gesicht stand ihm gut in Peter Weirs visionärem Thriller. Zwischendrin spielte er den üblen Schwiegersohn, dessen Fahrlässigkeit ein »Flammendes Inferno« auslöst. In Blockbustern kam ihm sein Talent für Glätte zupass. 

Er verfügte über einen soliden Bühnenhintergrund, hatte in den 1950ern eine eigene Theatertruppe gegründet und ging 1968 nach England, um erneut Schauspielunterricht zu nehmen. Ein unerhörter Schritt. Fortan wurde er als ­Shakespeare-Darsteller gleichermaßen wie als Musicalstar mit einnehmender Gesangsstimme gefeiert. Sein Gesicht mutete exotisch an (gegenüber Weir behauptete er, indische Vorfahren zu haben), und seine hoch gewachsene Gestalt war unamerikanisch schmal. Mithin brillierte er vor allem in europäischen Rollen. Den Aramis in Lesters Musketierfilmen gab er als Feingeist mit spitzem Degen und ebenso spitzer Zunge. Weitere Dumas-Helden folgten, auch als Allan Quatermain überzeugte der vielseitige Darsteller, wenngleich im Fahrwasser von Indiana Jones. Seine größten Erfolge feierte er im Fernsehen. Er war der erste Jason Bourne und der erste Shogun. In Die Dornenvögel verlieh er einem australischen Priester, der sich unstandesgemäß verliebt, eine Aura von Inbrunst und Sehnsucht. Dass Chamberlain homosexuell war, erfuhren seine zahllosen Verehrerinnen erst spät. Sie hielten ihm die Treue und taten gut daran.

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