Nachruf: Val Kilmer
31. 12. 1959 – 1. 4. 2025
Es mag ja sein, dass Jim Morrison die Rolle seines Lebens war – so eindringlich, dass man hinterher nur noch Val Kilmer vor Augen hatte, wenn man an Frontmann der Doors dachte. Doch wer als Teenager seine Kinosozialisation in den Achtzigerjahren erlebte, für den wird Val Kilmer immer der »Iceman« sein, der übercoole Fliegerrivale von Tom Cruise im Blockbuster »Top Gun« (1986), entstanden fünf Jahre vor »The Doors«. Sonnengebräunt, arrogant und mit flammendem blondem Haar war dieser Typ gleichermaßen sinnlich und selbstgefällig, faszinierend und fies. Im Grunde wurde Kilmer diese Aura nie ganz los – die eines Mannes, der immer das Gefühl hat, nicht das zu bekommen, was ihm zusteht. Er spielte häufig coole Heißsporne, die einen als Zuschauer faszinierten, mit denen man aber nur selten richtig »warm« wurde. Mal wirkte er wie ein launischer Star, mal wie ein ins Method-Acting vertiefter Charakterdarsteller. In seinen besten Parts changierte er zwischen Überheblichkeit und Rebellion, sei es als todkranker Doc Holliday in Tombstone, als raubkatzenhafter Löwenjäger in »Der Geist und die Dunkelheit« oder als Bankräuber in »Heat«, wo er mit Pferdeschwanz, umwerfender Lässigkeit und brütender Intensität sogar Michael Manns pubertäre Machismo-Männlichkeitsbilder glaubwürdig machte.
Kilmers Filmografie umfasst rund 100 Titel, darunter auch ein Batman, aber er galt als »schwierig«, und seine Zeit als hoffnungsvoller Hollywoodstar war im Jahr 2000 nach teuren Flops wie »The Saint und Red Planet« vorbei. Danach wirkte er in jeder Menge kleiner Genrefilme mit. Gut war er immer, und ein paar seiner lohnendsten Rollen spielte er auch noch, sei es als beinharter Special-Ops-Ausbilder in David Mamets »Spartan« oder als Nicolas Cages Partner in Werner Herzogs »Bad Lieutenant«, wo er den surrealen Wahnsinn der Story mit seiner schrägen Präsenz bereicherte. Einen starken kleinen Auftritt hatte er 2017 als alternder Rockstar in Terrence Malicks »Song to Song«, da litt er bereits an Kehlkopfkrebs. Zuletzt schlüpfte er für eine Szene in Top Gun: Maverick nochmals in die ikonische Rolle des »Iceman«. Fast so etwas wie ein letzter Blick zurück. Dass er damit einen schlechten Film adelte, passt irgendwie: Vielleicht hat Val Kilmer nie das bekommen, was ihm zusteht – eine Vielzahl magischer Kinomomente hat er uns dennoch geschenkt.
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