Nachruf: Rolf Zehetbauer

Naturalistisch und künstlich
Rolf Zehetbauer © Johannes Ping / dpa / pictures alliance

Rolf Zehetbauer © Johannes Ping / dpa / pictures alliance

Filmarchitekt, 13.2.1929 – 23.1.2022

Seine ersten Filme hat er in der unmittelbaren Nachkriegszeit »ausgestattet«, wie man damals sagte, und bis zu seinem Tod hat er an über 150 Filmprojekten mitgearbeitet. Rolf Zehetbauer war wahrscheinlich der wichtigste und produktivste Production Designer des deutschen Films seit 1945. Viele Filme aus den Fünfzigern sind heute vergessen, zum Teil zu Recht, aber mit »Die Ratten« (1956) und »Nachts wenn der Teufel kam« (1957), beide von Robert Siodmak, war er an zwei Meisterwerken des Nachkriegskinos beteiligt. Von 1963 bis 1990 war er der Chefarchitekt der Bavaria, er schuf auf dem Freigelände des Studios die berühmte »Berliner Straße« für den Bergman-Film »Das Schlangenei« (1977), die später immer wieder verwendet wurde. Und er war verantwortlich für die Großproduktionen des Studios, etwa »Cabaret« (1972), »Das Boot« (1981), »Die unendliche Geschichte« (1984) oder »Enemy Mine – Geliebter Feind« (1985). 

Normalerweise hat sich das Gebaute in einem Film der Geschichte unterzuordnen, es soll ja nicht auffallen, dass die Bauten etwa im Studio von Menschenhand errichtet worden sind. Das ist Kunst und Fluch eines Production Designers. Einmal allerdings konnte Rolf Zehetbauer eine ganz eigenständige, ungemein künstliche Dekoration schaffen: für Fassbinders letzten Film »Querelle« (1982). Mit Fassbinder hatte Zehetbauer schon viermal zuvor zusammengearbeitet, bei »Despair«, »Lili Marleen«, »Lola« und »Die Sehnsucht der Maria Voss«, aber sein Design zu Fassbinders Genet-Verfilmung betont geradezu die Künstlichkeit und Bühnenhaftigkeit der schwulen Geschichte um Macht und Tod, mit phallischen Türmen und einem Hafen, bei dem man sich das Wasser denken muss.

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