Interview mit Dave Franco zu »Nerve«

»Schauspielen machte mir lange Zeit keinen Spaß«
Dave Franco bei der Premiere zu »Bad Neighbors 2«. © Alex J. Berliner/Universal Pictures

© Alex J. Berliner/Universal Pictures

Das Rollenfach, mit dem er bekannt wurde, war der »High School Bully«, den Franco unter anderem in »21 Jump Street« (2012), »Superbad« (2007) und »Fright Night« (2011) spielte. Der jüngere Bruder von James Franco, 1985 geboren, begann seine Karriere relativ spät als 20-Jähriger in der TV-Serie »Eine himmlische Familie«, etablierte sich aber spätestens mit »Die Unfassbaren« als eigenständiger Kinostar

epd Film: In »Nerve« geht es ja darum, sich etwas zu trauen und Risiken einzugehen. Wie mutig sind Sie selbst?

Dave Franco: Um meine beiden Katzen zu retten, würde ich alles tun, das können Sie mir glauben (lacht). Aber davon abgesehen bin ich vermutlich so mittel mutig. Früher fand ich es spannend, wenn ein bisschen Gefahr mit ins Spiel kam, etwa als ich für die Webseite Funny Or Die mal mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug gesprungen bin. Heute kann ich ehrlich gesagt auf solchen Nervenkitzel ganz gut verzichten.

Sind Sie für »Nerve« nicht selbst auf dem Motorrad durch die Straßen New Yorks geheizt?

Doch, für einige Szenen schon. Und tatsächlich fand ich mich da ganz schön mutig. Denn mit Motorrädern hatte ich vor dem Film eigentlich nichts am Hut. Ich hatte zwei Wochen, meinen Führerschein zu machen, dann fuhr ich tatsächlich schon durch New York. Wobei ich mich für die Szenen, in denen wir da mit fast 100 km/h durch Manhattan jagen, doch gerne habe doubeln lassen.

Gehen Sie in Ihrer Arbeit gerne Risiken ein?

Die Frage ist, was man überhaupt als Risiko betrachtet. Etliche in der Branche haben vor ein paar Jahren »Die Unfassbaren« als solches bezeichnet, einfach weil es zur Abwechslung mal nicht um Superhelden oder so ging. Aber für mich war das vor allem eine tolle Gelegenheit, etwas zu drehen, das Spaß machte, nicht dumm war, aber eben trotzdem leichtgewichtig. Und natürlich mit Mark Ruffalo, Jesse Eisenberg und Woody Harrelson zu arbeiten. Deswegen habe ich auch keinen Moment gezögert, die Fortsetzung zu drehen.

Und wie riskant ist heutzutage noch ein schwuler Heiratsantrag wie in »Bad Neighbors 2«?

Verprellt man damit nicht ein gewisses Komödienklientel? Darüber habe ich mir nicht die geringsten Gedanken gemacht. Die besagte Szene war eine Idee der Autoren und ich war sofort begeistert. Das fühlte sich nach einer stimmigen Weiterentwicklung an. Und mir gefiel die Selbstverständlichkeit, mit der »Bad Neighbors 2« die Beziehung der beiden Jungs gezeigt hat. Kein Unterschied zu anderen Paaren, keine homophoben Witze oder so. Ein Risiko ist etwas ganz anderes. Meine gesamte Karriere zum Beispiel.

Wieso das?

Weil die Schauspielerei nie etwas war, was ich im Sinn hatte. Dass ich mich darauf eingelassen habe, obwohl ich zunächst so gar keine Leidenschaft für den Beruf empfand, war eigentlich das größte Risiko, das ich je eingegangen bin. Ich kam nach Los Angeles, weil ich studieren wollte, doch dann habe ich mich von einem Freund der Familie geradezu nötigen lassen, Schauspielkurse zu besuchen. Jedes Mal, wenn ich die Bühne betrat, war ich starr vor Angst. Mir machte die Sache wirklich lange Zeit keinen Spaß. Was mich durchhalten ließ, war letztlich nur meine Liebe zum Kino.

Ihr großer Bruder James hatte da längst in Hollywood Fuß gefasst. Warum haben Sie sich nicht einfach an ihn gehängt?

Für lange Zeit habe ich eher versucht, mich beruflich von James zu distanzieren. Ich wollte mein eigenes Ding machen und nicht irgendwelche Jobs bekommen, weil ich sein kleiner Bruder bin. Aber inzwischen habe ich das Gefühl, fest genug auf eigenen Beinen zu stehen.

Sie werden in seiner nächsten Regiearbeit zu sehen sein?

Gleich in zwei seiner neuen Filme. In »Zeroville« habe ich einen Gastauftritt als Montgomery Clift. Und in »The Masterpiece« spiele ich neben ihm eine tragende Rolle. Für mich war das eine wunderbare Erfahrung, denn ich habe gemerkt, wie sehr wir in der Arbeit die gleiche Wellenlänge haben.

Das Gespräch führte Jonathan Fink

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