Kritik zu Whatever Happens

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Ein Paar trifft sich am Silvesterabend in der Wohnung, in der für die beiden alles anfing. Auf gepackten Kisten lassen sie die Jahre ihrer schlusssendlich ­gescheiterten Beziehung Revue passieren

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Nachdenklich und wehmütig sitzt Hannah zwischen Kisten und lose verstreuten Gegenständen. Sie greift nach einer schwarzen Lederjacke und streift sie über, und die Art, wie sie das Material an sich drückt und den Geruch einatmet, verrät eher Wehmut als Wut, eher Sehnsucht als Frust. Hannah sitzt in der halb ausgeräumten gemeinsamen Wohnung zwischen den Trümmern einer Beziehung, die im verflixten siebten Jahr zerbrochen ist. Julian hat seine Sachen schon weitgehend abgeholt, am Abend sollen sie die Wohnung einem Mann von der Hausverwaltung übergeben. Dass dies nun ausgerechnet am Silvesterabend passieren muss, an dem die beiden dann auch noch zusammen beim Polterabend eines befreundeten Paares erwartet werden, ist nicht unbedingt realistisch, erhöht aber den Symbolcharakter der Lage. Überhaupt ist hier manches allzu offensichtlich kon­struiert in der ansonsten luftig assoziativen Rekonstruktion eines Lebensabschnitts.

Die Jahresbilanz wird zugleich Beziehungsbilanz, die guten Vorsätze betreffen nicht nur das neue Jahr, sondern auch den neuen Lebensabschnitt. Statt mit einem hoffnungsvollen »boy meets girls«-Anfang beginnt der neue Film von Nils Laupert mit dem Ende einer Beziehung. Statt RomCom-Schwung herrscht also sachte Melancholie. All die Dinge des Lebens, die hier unsortiert herumliegen und verpackt werden müssen, werden zu Perlen an einer Kette der Erinnerungen: Wie war das eigentlich am Anfang, wie ging es weiter, und wann wurden die entscheidenden Weichen für die Trennung gestellt? Dabei lässt das locker fatalistische »Whatever Happens« des Titels anklingen, dass hier noch nichts in Stein gemeißelt ist, dass das Ende womöglich auch ein neuer Anfang sein könnte.

Schon der Beginn dieser Liebe war holprig und unsauber: Zum ersten Mal begegnen sich Hannah und Julian, die ehrgeizige Juristin (Sylvie Hoeks) und der entspannt lockere Fotograf (Fahri Yardim), bei der Besichtigung eben dieser Wohnung. Als der Mann von der Hausverwaltung ihnen signalisiert, dass Paare bevorzugt werden, improvisieren die beiden. Die Kumpels, mit denen er eigentlich einziehen, und der Freund, mit dem sie zusammenziehen wollte, müssen sich den romantischen Funken beugen, die sich zwischen den beiden gemächlich entzünden. Da sie nun auch schon zusammenleben, überspringen sie ein paar der natürlichen Entwicklungsstufen einer Liebe, wie sich auch eine Schwangerschaft einstellt, bevor sie geplant werden kann. Während man sich zu fragen beginnt, wo dieses Kind eigentlich ist, klingelt es an der Tür, und es wird außerplanmäßig von einem Freund abgegeben – schon wieder so ein unglaubhaftes Konstrukt, von dem es unnötig viele gibt. Denn eigentlich ist die Art, wie hier eine siebenjährige Beziehung in einer einzigen Nacht verdichtet wird, wie sich das Kammerspiel in der Gegenwart und der Beziehungsverlauf in der Vergangenheit durchdringen, auf unkonventionelle Weise charmant.

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