Kritik zu Wem gehört mein Dorf?

© JIP Film

2021
Original-Titel: 
Wem gehört mein Dorf?
Filmstart in Deutschland: 
12.08.2021
L: 
96 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Ist sie bald dahin, die Schönheit des Ostseebads Göhren? Christoph Eder hat immer wieder seinen Heimatort besucht und dokumentiert die Auseinandersetzung zwischen Wirtschaftsliberalen und Skeptikern

Bewertung: 4
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Wer in den frühen 90er Jahren die Insel Rügen besucht hat, dem dürfte eine fieberhafte Sanierungs- und Bautätigkeit nicht verborgen geblieben sein – ein Eldorado für Investoren, echte und halbseidene. Eine »in Grau gehüllte Goldgrube« nennt Regisseur Christoph Eder seinen Heimatort im Rückblick, das Ostseebad Göhren auf Rügen. Von den Jahren seiner Kindheit sei nicht mehr viel übrig, sagt er im Off-Kommentar. Was aber geblieben ist, sind die wirtschaftlichen Interessen, die wie Hände über der Stadt liegen. Konkret geht es um den Bau eines neuen Wohngebiets an der Peripherie des Ortes und um den Protest dagegen. Die Skeptiker fürchten, dass die Bebauung den Charakter des Ortes verändern und weitere Erschließungen nach sich ziehen wird. Eder verfolgt die Diskussionen darüber auch in den öffentlichen Sitzungen des Gemeinderats, in dem vier Vertreter die Mehrheit haben, die im Volksmund »die Vier von der Stange« heißen und sich für die Ziele des aus NRW stammenden Investors Wilfried Horst starkmachen. Sie »wollen die Wirtschaft stärken«, sagen sie. 

Eder legt seinen Dokumentarfilm durchaus persönlich an, mit Videoaufnahmen aus seiner Kindheit und Jugend. Aber »Wem gehört mein Dorf?« ist kein polemischer Dokumentarfilm geworden, sondern einer, der ganz unaufgeregt seine Protagonisten sprechen und die Wertung dem Zuschauer überlässt. Eder behandelt auch die vier in der Kritik stehenden Gemeindevertreter mit Respekt. Dass die Interessen des Naturschutzes aber nicht die von Wilfried Horst sind, macht der Film auch klar. Bei der nächsten Wahl formieren sich die Skeptiker zu einer eigenen Liste, »Bürger für Göhren«, und das macht den Film gegen Ende hin ungemein spannend. Bereits gemachte Fehler wird aber auch ein Machtwechsel im Gemeinderat nicht mehr beheben können. »Wem gehört mein Dorf?« beobachtet genau, wie Politik im Mikrokosmos eines Dorfes funktioniert. Und welche fatalen Auswirkungen sie haben kann.

Meinung zum Thema

Kommentare

Wie gekloppt und kommerziell ist der Stadtrat von Göhren!!!
Wie kann man so sein Dorf verkaufen und seine Bürger für dumm verkaufen???
Schmach und Schande für den Stadtrat.
Ich war auch jahrelang im Stadtrat...aber so seinen Ort zu verkaufen...da fehlen mir die Worte.
Ich würde mir wünschen, das Sie in ein paar Jahren für ihren kommerziellen Egoismus die Rechnung bekommen.

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt