Kritik zu Tad Stones und das Geheimnis von König Midas

© Paramount Pictures

2017
Original-Titel: 
Tadeo Stones 2: El secreto del Rey Midas
Filmstart in Deutschland: 
11.01.2018
L: 
85 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Animation aus Spanien: Tad Stones ist eine tollpatschige Variante von Indiana Jones, darf aber zeigen, dass der verlorene Schatz aus Gold in seinem Herzen liegt

Bewertung: 3
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Tad Stones ist eigentlich eine Figur der 40er Jahre. Damals wurden nämlich jene Wolkenkratzer errichtet, auf deren Stahlgerüsten der liebenswürdige Bauarbeiter mit traumwandlerischer Sicherheit herumtänzelt wie ein schwindelfreier Indianer. In dieser Zeit sind auch Indiana Jones' Abenteuer angesiedelt, an die die Fortsetzung dieses Animationsfilms sich augenzwinkernd anlehnt. Im Gegensatz aber zu »Indiana Jones und der Tempel des Todes«, wo die Frau immer nur als hysterische Scream Queen in Erscheinung tritt (»Indiiiiiiii!«), wurden die Rollen auf zeitgemäße Art zurechtgerückt. Tad Stones ist ein tollpatschiger Underdog, seine Angebetete eine berühmte Archäologin namens Sara Lavroff. Tad begleitet sie auf der Suche nach dem Schatz von König Midas – um ihr am Ende klarzumachen, dass das eigentliche Gold, nach dem sie sucht, sich in seinem Herzen befindet.

Das Motiv erinnert doch irgendwie an das Tom-Cruise-Spektakel »Die Mumie« – und damit wären wir beim Thema. Gefühlte Hauptfigur in diesem Trickfilm ist nämlich Tad Stones' alte Bekannte, eine quicklebendige Mumie, die ihn bei diesem Abenteuer begleitet und dabei die Lacher stets auf ihrer Seite hat. Das bandagierte Knochengerüst (Mummy) ist gleichzeitig seine durchgeknallte Mutter (Mommy), ein Doppelsinn, auf dessen Klaviatur der Film immer wieder spielt.

Wem das spanisch vorkommt, ist auf der richtigen Spur: Die splapstickhafte Schatzsuche spielt tatsächlich auf der iberischen Halbinsel. »Tad Stones und das Geheimnis von König Midas« ist eine spanische Low-Budget-Produktion, die es visuell gewiss nicht mit Disney oder Dreamworks aufnehmen kann. Über die Qualität der 3D-Effekte muss man auch nicht viele Worte verlieren. Diese Mängel werden aber mit Charme und Witz kompensiert. Zu den Highlights zählen unwiderstehliche Kalauer wie dieser: Als Tad Stones sich bemüht, den verborgenen Mechanismus eines geheimen Durchgangs zu ergründen, bittet er seine untote Begleiterin um Hilfe: »Give me a hand!« Die Mumie, aus einem eher losen Ensemble von Knochen bestehend, beantwortet diese Aufforderung mit einer wörtlich genommenen Metapher.

Von solch beiläufigen Momenten lebt dieses Animationsabenteuer, über dessen Plot man ebenso wie über die Liebesgeschichte zwischen Tad und Sara besser nichts sagt. Es sind die Nebenfiguren, die sich immer wieder ins Zentrum spielen. Neben Tads Hund, der es auf die Knochen der Mumie abgesehen hat, gibt es noch einen Vogel, der eine erstaunlich ausgefeilte Zeichensprache beherrscht. Das quirlige Ensemble sorgt für kurzweilige Momente. Unter der Regie von Enrique Gato (»Einmal Mond und zurück«) entstand ein erfrischendes Animationsabenteuer, das die Muster amerikanischer Vorbilder bedient, sich dann aber als Guerilla-Unterhaltung entpuppt, die den Kinozuschauer in eine liebenswert gestaltete Welt des skurrilen spanischen Humors entführt. Das funktioniert nicht durchgängig, aber über weite Strecken.

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