Kritik zu Percy

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In der Verfilmung eines wahren Falls bietet Christopher Walken als gewitzter Farmer dem Saatgutmulti Monsanto die Stirn

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Percy Schmeiser ist Farmer mit Leib und Seele. Seine Spezialität: konventioneller Anbau von biologischem Raps. Nach einem ausgeklügelten Verfahren, das von seinem Vater und dessen Großvater überliefert wurde, züchtet Percy sein Saatgut selbst. Umso überraschter ist er, als eines Tages ein Schreiben des weltgrößten Chemie- und Landwirtschaftsunternehmens auf seinem Küchentisch landet: Der Monsanto-Konzern beschuldigt ihn, sein neues gentechnisch verändertes Saatgut ohne Lizenz verwendet zu haben. 150 000 Dollar soll er als Entschädigung zahlen.

Nach Bertram Verhaags Dokumentation »David gegen Monsanto« widmet sich nun ein kanadischer Spielfilm dem authentischen Fall jenes aufmüpfigen Kanadiers, der wegen angeblicher Saatgutpiraterie angeklagt und dabei zum Hoffnungsträger für Bauern auf der ganzen Welt wurde, die ähnliche Probleme mit dem Chemiekonzern haben. Verkörpert wird er von Christopher Walken, der in David Cronenbergs »The Dead Zone« und in Michael Ciminos »The Deer Hunter« durchgeknallte Typen an der Grenze zur Verrücktheit spielte, die in die Kinogeschichte eingingen.

Seine Darstellung dieses Farmers ist dagegen zurückhaltend. Sie ordnet sich dem Konzept des Films unter. Denn wie zuletzt in Todd Haynes Ökodrama »Vergiftete Wahrheit« über den Teflon-Skandal setzt auch Clark Johnsons Spielfilm auf jene komplexe Verwicklung, die in Form eines verschachtelten Gerichtsdramas aufgerollt wird.

Wie also kann dieser Percy, ein gottesfürchtiger Farmer, für den Ackerbau noch mit der Wiege der menschlichen Zivilisation zusammenhängt, überhaupt in die Klemme geraten? Der Film zeichnet nach, wie die Nachbarn ringsum alle auf genmanipulierte Produkte setzen. Beim Transport kommt es zu Verwehungen vom Lkw herab auf Percys Felder. Unwissentlich baut er so genmanipulierten Raps von Monsanto an. Damit verletzt er das Patent des Konzens.

Doch dieses auf Saatgut angewandte Patentrecht, so die Botschaft, ist illegitim. Es treibt Bauern in wirtschaftliche Abhängigkeit und untergräbt deren Existenz. Da die Gegenspieler von Monsanto nur als abstrakte Figuren im Hintergrund agieren, wird der Konflikt emotional zugespitzt und in seiner Komplexität nur gefühlt deutlich. Künstlerische Freiheiten nimmt der Film sich auch bei der Zeichnung der Hauptfigur. Im Gegensatz zu Christopher Walkens wortkargem Hinterwäldler war der authentische Percy Schmeiser ein eloquenter Lokalpolitiker.

Seinen Aufstieg zum Vorkämpfer, der Bauern auf der ganzen Welt Mut macht, beleuchtet der Film immerhin recht differenziert. So wird Percys Weg zum Medienstar geebnet durch die zwielichtige Umweltaktivistin Rebecca Salcau (Christina Ricci), deren Interesse für Landwirtschaft sich in Grenzen hält. Ihr geht es um die Karriere. »Percy« ist streckenweise wundervoll fotografiert. Das einfache Leben auf einer Farm vermittelt sich sinnlich intensiv. Das Thema ist relevant. Trotz dramaturgischer Durchhänger – und einer etwas inhomogen wirkenden Indien-Episode – schaut man den Film gern zu Ende.

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