Kritik zu Liebe braucht keine Ferien

© Universal Pictures

2006
Original-Titel: 
The Holiday
Filmstart in Deutschland: 
14.12.2006
L: 
135 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Kate Winslet und Cameron Diaz in einer Romanze von Nancy Meyers

Bewertung: 3
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Es beginnt mit einer Täuschung: Ein Mann und eine Frau küssen sich leidenschaftlich vor schöner Landschaft, untermalt von romantischer Musik. Langsam fährt die Kamera zurück – bis die Umrisse eines Fernsehers ins Bild geraten. Zwischen Abbild und Wirklichkeit, zwischen Sehnsucht und Erfüllung wird es nun lange Zeit eine Kluft geben – bis sie am Ende deckungsgleich werden.

Nancy Meyers, zuletzt mit »Was Frauen wollen« und »Was das Herz begehrt« als Fachfrau für angenehme Unterhaltung ausgewiesen, erzählt in ihrem neuen Film gleich zwei Liebesgeschichten. Die eine kreist um die neurotische Amanda (Cameron Diaz), eine Produzentin von Kinotrailern aus Los Angeles, und die andere um die Hochzeits-Kolumnistin Iris (Kate Winslet) aus dem fernen England, die von Begeisterung für alles Romantische durchdrungen ist. Auf der Flucht vor ihren untreuen Männern tauschen sie via Internet-Chat über Weihnachten und Neujahr ihre Wohnungen. Der Wechsel der heimischen Wohnstatt, das weiß man aus der Maeve-Binchy-Verfilmung »Ein Haus in Irland«, trägt nicht nur zur Läuterung bei. Er bringt auch so einige Unbill mit sich: nasskalter Schnee und Linksverkehr hier, heißer Wind und komplizierte Gegensprechanlagen dort. Anlass für verhaltenen Slapstick, der den culture clash aber nicht überstrapaziert.

Den größten Ärger machen wieder die Männer: Amanda lernt Iris' bindungsscheuen Bruder Graham (Jude Law) kennen, Iris den charmanten Filmkomponisten Miles (Jack Black). Die Kerle haben entweder Geheimnisse oder Macken, sind also eigentlich die Falschen. Man weiß, wie so etwas weitergeht. Nancy Meyers macht sich nicht die Mühe, die Versatzstücke der romantischen Komödie gegen den Strich zu bürsten: reuige Ex-Liebhaber, nagende Zweifel, Entscheidungen in letzter Sekunde – ein wenig zu glatt setzt sie die Klischees in Szene.

Interessanter ist da schon Iris' Verhältnis zu Arthur Abbott, einem greisen Drehbuchautoren aus Hollywoods Glanzzeit, gespielt von Eli Wallach, 91. Diese Figur stellt nicht nur Bezüge zu den großen Komödien von Preston Sturges und Howard Hawks her, zu »The Lady Eve« und »His Girl Friday«, jenen »powerhouse women« (O-Ton Iris), die in den beginnenden Vierzigerjahren von einem neuen Frauenbild in Amerika zeugten. Wallach weckt auch Erinnerungen an seine Rolle in Sergio Leones »Drei glorreiche Halunken«. Darum ist auch einmal die Musik Ennio Morricones zu hören. Jack Black darf darüber hinaus in einem Videoladen die Soundtracks seiner Lieblingsfilme parodieren – von »Vom Winde verweht« bis zum »Weissen Hai«.

Wenn Amanda sich ihr Leben als eine Folge von Kinotrailern vorstellt, spielt Nancy Meyers gekonnt mit den Konventionen der Filmvermarktung. Doch einmal schießt sie bei ihrem Rückgriff auf die Filmgeschichte über das Ziel hinaus: In seiner Dankesrede zum Life Achievement Award kritisiert Abbott Hollywoods Fixierung auf Box-Office-Zahlen, die immer schnellere Auswertung der Filme und das Aufkommen der DVD. Nancy Meyers, die auch das Drehbuch schrieb, lässt Abbott den Niedergang des Kinos beklagen. Dabei ist Meyers mit ihrer Star-gesättigten Romanze doch selbst Teil der modernen Hollywood-Maschinerie.

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