Kritik zu Killshot

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Zwei schießwütige Killer und ein Ehepaar in der Krise: John Madden (»Shakespeare in Love«) hat einen Elmore-Leonard-Roman verfilmt

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Die Verfilmung des Elmore-Leonard-Romans »Killshot« durch John Madden verdankt sich einer Hinterlassenschaft von Quentin Tarantino. Auf dessen Betreiben hin sicherte sich die Produktionsfirma Miramax Anfang der neunziger Jahre die Filmrechte an drei Leonard-Krimis, darunter »Killshot« und »Rum Punch«. Letzteren verwandelte Tarantino 1997 unter dem Titel »Jackie Brown« in seinen vielleicht klassischsten Film: eine reife Liebesgeschichte zwischen einer an Lebenserfahrung gesättigten Stewardess und einem melancholischen Kautionsagenten, in der das müde Echo von Kino (Pam Grier) und Musik (Soul) einer Zeit des Aufbruchs nachklang.

Es nicht ganz fair, den Film- und Theaterregisseur Madden an Tarantino zu messen, zumal es noch andere Regisseure gibt, die Leonard verfilmt haben (Steven Soderbergh, Barry Sonnenfeld). Aber der Vergleich macht deutlich, wo die Grenzen von Leonards Büchern liegen. Sie behaupten ob ihrer eingängigen Charaktere, pointierten Dialoge und präzisen Landschaftsschilderungen nicht zu Unrecht eine Nähe zum Kino, sind aber, wie das Maddens Film zeigt, nicht mehr als: Genre.

Attraktiv erscheint »Killshot« durch die Besetzung mit Mickey Rourke, der hier als Auftragskiller Blackbird zum ersten Mal nach »The Wrestler«, dem Film seines Comebacks, auf der Leinwand zu sehen ist. Blackbird ist ein Hitman der Mafia von Toronto, der – nachdem ein Bruder bei einem Auftrag getötet wurde und der andere ins Gefängnis kam – sich zur Ruhe setzen will im Reservat seiner verstorbenen Großmutter. Für seinen letzten Job erhält er einen alten Cadillac. Als der schießwütige Heißsporn Richie Nix (Joseph Gordon-Levitt) diesen zu stehlen versucht, macht er die Bekanntschaft des in die Jahre gekommenen Killers. Richie versucht, aus einer Art Travestie der aktionistisch-pädagogischen Inneneinrichtungsvorschläge à la »Die fetten Jahre sind vorbei« Profit zu schlagen: Er erpresst einen Immobilienmakler, dessen Häuser er verwüstet. Vom väterlichen Blackbird erhält er unversehens Unterstützung. Doch bei der geplanten Geldübergabe kommt es zu einer Verwechslung: statt auf den Makler treffen Richie und Blackbird auf Wayne Colson (Thomas Jane), einen Bauarbeiter, dessen Frau Carmen (Diane Lane) ebenfalls Maklerin ist. Colson schlägt die Erpresser zunächst in die Flucht; das FBI erhofft sich durch seinen Einsatz als Lockvogel die Festnahme von Richie und Blackbird. Letzterer versucht, jeden Zeugen an der eigenen Kriminalität umzubringen – auch Wayne –, was dem Film in einer Art Kettenreaktion zahlreiche Tote beschert.

John Madden erzählt in »Killshot«, nicht immer auf der Höhe der narrativen Verquickungen, durch seine um Atmosphäre bemühte Regie von einer Welt von gestern. Der gebeutelte amerikanische Norden ist hier noch industriell so intakt wie die Makler-Figuren unbeleckt von Hypothekenkrisen Anwälte des Mittelstands sind. Das macht den Film zu einem anachronistischen Unternehmen, das über den Stand des (amerikanischen) Kinos im Jahre 2009 so wenig sagt wie über die Wirklichkeit.

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