Kritik zu Enkel für Fortgeschrittene

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Auch in der Fortsetzung zu »Enkel für Anfänger« zeigt Regisseur Wolfgang Groos, dass Älterwerden sich vor allem in Kontrast der Generationen zeigt. Und dass dies auch lustig sein kann, dafür steht das erprobte Starensembl

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Filme, die in Essen spielen, sind rar. Als »Enkel für Anfänger« in die Kinos kam, suchte man allerdings vergebens nach Ruhrgebietsromantik, nach spezifischen Orten der Einkaufsmetropole oder wiedererkennbaren Straßenzügen. Ob Regisseur Wolfgang Groos dies nun in der Fortsetzung wettmachen würde, war eine der vielen Fragen im Vorfeld. Eine andere, ob die Konfrontation mit Kindern erneut für eine Spürbarkeit des eigenen Alters würde sorgen müssen. 

»Enkel für Fortgeschrittene« ist in seiner Struktur eine ganz klare Weitererzählung. Karin (Maren Kroymann) ist aus Neuseeland zurück, drei Wochen zu früh, nur um eine verwitwete Nachbarin in ihrer Küche zu finden. Kurzerhand wirft sie auch ihren Mann Harald (Günther Maria Halmer) aus dem Haus und zieht zu ihrer Freundin. Philippa (Barbara Sukowa) hat inzwischen wieder Kontakt mit ihrer Tochter, die erneut schwanger ist und eine Vertretung für den Kinderladen sucht. Gerhard (Heiner Lauterbach) ist immer noch ohne Partner und auch der Leihenkel ist verschwunden. Aber er scheint sich mit seinem Singledasein abgefunden zu haben. Alle drei finden sich nun als Betreuer im Kinderladen wieder und zeigen ihre Kompetenz als Fortgeschrittene. Auch hier gibt es übrigens eine Party, etwas wilder als zuvor, es gibt Liebetändeleien, einen lockeren Umgang mit Homosexualität und alten Hippie-Idealen. 

Was es weiterhin nicht gibt, ist ein Blick ins Ruhrgebiet, da, wo es typisch ist oder auch speziell, wo aus den sozialen Gegebenheiten ein eigener Ton erwachsen könnte oder der immer auch besondere Dialekt eine Rolle spielte. Dieser Film will universell sein und ist es auch. Vor allem aber ist auch diese Fortsetzung einer der seltenen deutschen Filme, die souverän mit Humor umgehen. Der Witz entsteht hier nicht aus irrer Übertreibung, sondern aus dem genauen Blick, aus dem komischen Potenzial der Darsteller und einer pfiffigen Montage. Denn wenn Barbara Sukowa in einem ausgebleichten Hippie-Kleid dem hochbegabten Jungen seinen Lerneifer auszureden versucht und deklamiert: »Mit Zusatz-Aufgaben fängt es an und dann kommen unbezahlte Überstunden und du machst dich krumm für die Luxusjacht von irgend so 'nem Finanzhai in der Karibik!«, dann nur, um bald darauf festzustellen, dass hier Jugend forscht einen Kandidaten hätte. Irrtümer werden zu Fallstricken und diese wieder zu Erkenntnissen und das bei einem hochkarätigen Schlagabtausch, der in Philippas Wikinger-Kampfschrei seinen Running Gag findet. 

Und dann beweist dieser Film noch eins: Es gibt sie noch, die Rollen für ältere Schauspieler. Barbara Sukowa war selten lockerer, verspielter und selbstironischer als in diesen beiden Filmen. Hellwach blickt sie aus einem in Würde faltig gewordenen Gesicht. In dem vielfach geschulten und in jeder Hinsicht großartigen Ensemble bildet sie eine Art Höhepunkt, einfach weil sie alle Erwartungen übertrifft. Und doch soll es damit jetzt genug sein. Einen weiteren Film – womöglich »Enkel für Profis?« – braucht dann doch niemand.

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