Kritik zu End of Watch

Trailer englisch © Tobis

2012
Original-Titel: 
End of Watch
Filmstart in Deutschland: 
20.12.2012
Sch: 
L: 
109 Min
FSK: 
16

Mit seinen Drehbüchern zu Training Day und Dark Blue hat sich David Ayer als Spezialist für rabiate Bildungsromane im Genrerahmen des Polizeifilms vorgestellt. Sein neuer Film will den Arbeitsalltag von Streifenpolizisten aus nächster Nähe zeigen

Bewertung: 3
Leserbewertung
3
3 (Stimmen: 1)

Vor seinem Start wurde dieser Film in den USA mit zwei verschiedenen Trailern beworben. Der eine ist mit hispanischem Rap unterlegt, der Kommentar und auch ein Gutteil der Dialogpassagen sind auf Spanisch. Michael Pena ist darin ein wenig öfter zu sehen als Jake Gyllenhaal. Auf ihn wiederum konzentriert sich der zweite Trailer, der ganz anders montiert ist. Diese zweigleisige Werbestrategie ist klug. Einerseits wird keiner der beiden Hauptdarsteller gegenüber dem anderen privilegiert – schließlich sind sie in diesem Film gleich gut –, andererseits dürfen sich unterschiedliche Publikumssegmente gleichwertig angesprochen fühlen. Welch wichtige und wachsende Ethnie die Hispanics in den USA geworden sind, weiß man nicht erst seit der letzten Präsidentschaftswahl. Die Werbestrategie trägt auch einem wesentlichen Zug dieses Films Rechnung, der von Stammeszugehörigkeit erzählt. Eingangs beklagen die vormals mächtigen schwarzen Gangs, dass ihnen nun die Latinos ihr Territorium in South Central streitig machen. Der dritte verschworene Stamm in diesem Film hingegen ist nicht ethnisch definiert: Es ist die Polizei von Los Angeles, die Sorge dafür tragen muss, dass weder der erste noch der zweite die Stadt endgültig zu seiner Beute macht.

Als Drehbuchautor von Polizeifilmen wie Training Day und Dark Blue hat David Ayer bewiesen, dass er sich auf diesem Erzählterrain gut auskennt. Während jedoch in den früheren Büchern die Korruption eine große und gewiss angemessene Rolle spielte, erzählt er diesmal von zwei jungen, aber nicht nur deshalb ehrlichen Streifenpolizisten. Taylor (Gyllenhaal) und Zavala (Pena) sehen es tatsächlich als ihre Aufgabe an, der Bevölkerung zu dienen und sie zu beschützen. Ihr Zynismus ist redlich, oder zumindest lässlich. Wenn sie das Gesetz dennoch einmal beugen, dann aus dem fast unschuldig zu nennenden Bedürfnis, Verbrecher endlich zur Strecke zu bringen. Man verbringt gern Zeit mit ihnen; zumal, wenn sie vergnügt vom Sex und ihren Frauen reden. Ein »erfreulicher« Polizeifilm ist End of Watch auch, weil es ihm gelingt, ihren Arbeitsalltag überzeugend zu dramatisieren. Er besteht oft aus Katastrophen, zu denen sie meist zu spät gerufen werden. Das Drehbuch ist gleichsam als Horizontale angelegt, erzählt von einem Lebensabschnitt, den beide gemeinsam verbringen – während sich im Hintergrund jedoch bedrohlich eine Vertikale aufrichtet, da sie einem mexikanischen Drogenkartell zusehends in die Quere kommen.

Der Drehbuchautor Ayer hat allerdings gute Gründe, vor dem Regisseur Ayer auf der Hut zu sein. Nicht, weil etwa dessen Schauspielerführung schlecht wäre; im Gegenteil. Es ist vielmehr eine unselige Entscheidung, den Film weitgehend als Videodokumentation zu erzählen, die Taylor drehen will. Man kennt derlei verlogenen, anbiedernden Dilettantismus mittlerweile nur allzu gut, der mit Wackelkamera, Unschärfe und Weitwinkel Authentizität fingiert. Wenn man derlei ratlose Manierismen ignoriert, finden die Bilder jedoch wieder ein stabiles Zentrum: in den Charakteren. Die Panik, die die Streifenpolizisten am Ende in einem Hinterhalt ergreift, ist wirklich nervenaufreibend.

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