Kritik zu Die Stimme des Adlers

© Movienet Film

»Mongolei-Filme« haben sich in den letzten Jahren zu einem regelrechten Subgenre mit einem festen Bildrepertoire entwickelt: Der Star ist die Landschaft – doch auch die Geschichte muss stimmen

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Gewaltige Gebirgspanoramen, endlose Ebenen, besiedelt nur von wenigen Menschen und vielen Schafen, bestimmen auch die Atmosphäre in dem Film des schwedischen Regisseurs René Bo Hansen. Doch die Solaranlage wirft schon ihren Schatten auf die Jurte, die Idylle ist bedroht von innerer wie äußerer Erosion: »Die Stimme des Adlers« erzählt von dem 12-jährigen Bazarbai (Bazarbai Matyei), der dem Leben im Grenzland zu Kasachstan entkommen und seinem Bruder zum Lernen und Arbeiten in die Stadt folgen möchte. Doch der Vater hat ihn ausersehen, die Tradition der Adlerzucht fortzuführen. Der Kleine macht sich heimlich davon, lernt auf der Suche nach seinem Bruder das Mädchen Inaara (Serikbai Khulan) kennen, gerät mit ihr in allerlei brenzlige Situationen, aus denen ihn sein Adler immer wieder befreien muss, und kehrt am Ende in die Einsamkeit zurück.

Doch die Mischung aus Naturfilm, Roadmovie und Coming-of-Age-Story, unterlegt mit samtiger Weltmusik, funktioniert nicht. Allzu viele Handlungsfäden, die – wie die angedeutete Liebesgeschichte – zwischendurch einfach fallengelassen werden, legen den Erzählrhythmus immer wieder lahm. Dass Regisseur Hansen die bekannten Stereotype des »Mongolei-Films« aufnimmt, muss man dem Film dabei nicht vorwerfen, auch nicht, dass er, wie viele vor ihm, authentische oder erfundene Mythen für seine Geschich- te instrumentalisiert.

Wohl aber, dass er die Geschichte schlecht, weil unglaubwürdig erzählt. Und das fiel vor allem den jungen Zuschauern der Vorführung, die ich besuchte, auf: Ein Lastwagen qualmt halt nicht, wenn ihm der Sprit ausgeht. Wie schaffen es Kinder, ganz ohne Proviant über einen anstrengenden Hochgebirgspass zu kommen? Und dass der kleine Held gerade rechtzeitig kommt, um seinen bei einem Grubenunglück verschütteten Bruder zu finden, den die planlosen Rettungstrupps offenbar übersehen hatten, konnte die kleinen Kritiker erst recht nicht überzeugen.

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