Kritik zu Der entsorgte Vater

© GMfilms

2008
Original-Titel: 
Der entsorgte Vater
Filmstart in Deutschland: 
11.06.2009
L: 
86 Min
FSK: 
12

»Das Kind als Waffe im Geschlechterkrieg« – so der Untertitel von Douglas Wolfspergers Dokumentarfilm, der das Thema Sorgerecht ganz aus der Perspektive der Väter behandelt und letztes Jahr in Hof einige Diskussionen auslöste

Bewertung: 4
Leserbewertung
5
5 (Stimmen: 1)

Ein Mann und eine Frau verlieben sich ineinander, nach einer Weile bekommen sie ein Kind und danach vielleicht noch eins, und diese Kinder verbinden diese beiden Menschen stärker, als es je ein Trauschein vermag. Dennoch leben neun von zehn der deutschen Kinder aus 230.000 Trennungen pro Jahr bei der Mutter, und 40 Prozent von ihnen haben nach einem Jahr den Kontakt zu ihrem Vater verloren. Den zurückgelassenen Vätern bleibt oft nichts anderes als die ohnmächtige Wut auf die Frauen, die unter dem Schutz des deutschen Gesetzes darüber entscheiden, was gut für ihre Kinder ist, oder auch nur einfacher für den Tagesablauf mit einem neuen Lebenspartner. Dieser Film ist ein wütendes, hilfloses und todtrauriges Pamphlet von vier »entsorgten Vätern«, die vom Beginn einer Liebe erzählen, durchaus selbstkritisch von ihrer allmählichen Auflösung und von ihrer Sehnsucht nach den Kindern, die sie gegen ihren Willen nur selten und zum Teil viele Jahre gar nicht mehr sehen durften.

Was die Frauen zu solchen Furien macht, ist eine Frage, die der Film nur ansatzweise beantworten kann. Als Zuschauer sehnt man sich bald nach der Ausgewogenheit eines Dokumentarfilms, der beide Seiten zu Wort kommen lässt, man sehnt sich danach, auch die andere Seite zu hören. Doch es liegt in der Natur der Konflikte, dass die Frauen, die den Kontakt mit allen ihnen per Gesetz zur Verfügung stehenden Mitteln unterbunden haben, sich nicht vor einer Kamera erklären wollen.

Wenn man die Männer beim Holzfällen, im Fitnessstudio oder beim Fliegen eines Kleinflugzeugs sieht, dann sind das starke Bilder für die Wut, die sie abreagieren, und für eine Leichtigkeit, die sie nur noch selten empfinden. Zwei von ihnen kämpfen öffentlich für ihre Rechte, der eine in der von ihm in Karlsruhe gegründeten Interessengemeinschaft Väteraufbruch, der andere mit diesem Film, in dem vier Väter von ihren traurigen Erfahrungen erzählen, davon, wie die Kinder ihnen systematisch entfremdet wurden, wie Besuchszeiten eingeschränkt oder ganz eingestellt wurden, wie ein Vater sogar wegen angeblichem Kindesmissbrauch verleumdet wird, einmal ist ein in unsicherer Kinderhand geschriebener Brief zu sehen, in dem ein kleines Mädchen offensichtlich unter Anleitung der Mutter bekräftigt, den Vater nicht zu lieben, ihn nicht mehr sehen zu wollen, immer wieder Fotos von den Kindern, einmal eines, in dem der Vater seine Tochter digital ausgeblendet hat, sinnbildlich für die weiße Leerstelle, die sie in seinem Leben zurückgelassen hat.

Nur eine einzige Frau steht für die Gegenseite, eine Mutter, der es allerdings allem erfahrenen Schmerz zum Trotz erklärtermaßen nur darum geht, dass ihre Tochter selbst entscheiden kann, ob und wann sie ihren Vater sieht. Und wenn ganz am Ende der Regie führende Vater seiner Hoffnung Ausdruck verleiht, seiner Tochter wieder zu begegnen, sie kennenzulernen, und wenn er ihr signalisiert, dass er immer für sie da sein wird, dann kann man nur hoffen, dass dieses Mädchen den Film irgendwann zu sehen bekommt. Zugleich ist der Film ein kraftvoller Appell an die Gesetzgeber, den verantwortungsvollen Vätern, die für ihre Kinder da sein wollen, dieses Recht nicht zu verweigern.

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