Kritik zu Das Kanu des Manitu

© Constantin Film

Michael Bully Herbig reiht sich in eine von Nostalgie getragene Welle der Reboots ein und präsentiert altbekannte Gags

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Es ist der Sommer der Reboots: Nach internationalen Titeln wie »Die nackte Kanone« schickt auch Michael Bully Herbig ein altes Schlachtross ins Rennen. Mit über 11 Millionen Zuschauer:innen lässt sich »Der Schuh des Manitu« (2001) als erfolgreichster deutscher Film aller Zeiten feiern, wobei die offizielle Zählung erst ab 1968 beginnt und Kinobesuche in der DDR für das Ranking nicht berücksichtigt werden. Zugleich wurden schon damals die Klischee-Darstellungen von Indigenen oder Homosexuellen bemängelt, eine Kritik, die sich heute noch einmal verstärkt hat. Nichtsdestotrotz hat der Verleih Constantin die Fortsetzung zum Prestigeprojekt erklärt, untermauert durch die Ankündigung, dass es der erste deutsche Film ist, der in IMAX-Kinos läuft – extra für IMAX gedreht ist er allerdings nicht und man kann ihn sich ebenso gut auf einer kleineren Leinwand anschauen.

Auch in der Fortsetzung kalauern sich Michael Bully Herbig und Christian Tramitz ohne Scheu vor Stumpfsinn und Fremdscham-Momenten als Bayrisch sprechende Blutsbrüder Abahachi und Ranger durch die Prärie und zanken wie ein altes Ehepaar. Rick Kavanian tritt wieder als Grieche Dimitri und zusätzlich als sächselnder Hilfssheriff auf, die Figur des Winnetouch darf natürlich auch nicht fehlen und im Abspann gibt es lustige Outtakes und einen von Alt-Entertainer Stefan Raab produzierten Song. »Das Kanu des Manitu« ist eine große Nostalgiemaschine mit unzähligen Anspielungen auf den Vorgänger – man ist mal wieder mit der Gesamtsituation unzufrieden – und Verweisen auf Film- und Populärkultur.

Die zu erwartende Auseinandersetzung mit Wokeness-Debatten – Abahachi ermahnt beispielsweise Ranger, nicht »Indianer« zu sagen – bleibt in der dichten Gag-Aneinanderreihung doch eher dezent und ist im besten Fall angenehm selbstironisch, manchmal aber auch etwas plump. Klar wird: Provozieren möchte Bully auf keinen Fall, sondern einfach nur unterhalten. Und es gibt durchaus Bemühungen, dem Film ein paar zeitgemäße Updates zu geben, etwa eine divers besetzte, von Jessica Schwarz angeführte Bande oder eine in Amerika gedrehte Szene, in der die Apachen tatsächlich mit Native Americans besetzt sind.

Bis auf einen arg vereinfachten Aufruf zu mehr gegenseitigem Verständnis und kultureller Offenheit hat »Das Kanu des Manitu« dem Vorgänger aber nicht wirklich etwas Neues hinzuzufügen. Eine Stärke von »Der Schuh des Manitu« war, dass er zwar Klischees zeigte, damit aber auch die stereotypen Motive der Westernfilme und das kitschige Pathos der Karl-May-Verfilmungen aufs Korn nahm. In einer Zeit, in der Kevin Costners »Horizon«-Saga kaum Resonanz erhielt und Karl May kritischer betrachtet wird, drängt sich die Notwendigkeit hierfür weniger auf. Stattdessen verstärkt sich der Eindruck, dass diese Form der albernen, parodistischen Nummernrevue etwas aus der Zeit gefallen ist. Erfolg haben könnte der Film aufgrund des legitimen Wunsches nach einfacher Unterhaltung zum Abschalten. Ob »Das Kanu des Manitu« dies bieten kann, ist mehr noch als sonst eine Geschmacksfrage.

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