Kritik zu Da kommt noch was

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Mareille Klein bringt in ihrem Film eine gut situierte, aber einsame Frau mit einem liebenswürdigen polnischen Handwerker zusammen. Sie können sich gegenseitig nicht verstehen, aber verständigen

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Der Anfang ist vielversprechend. Helga (Ulrike Willenbacher), eine gut gealterte Dame Ende 60, entdeckt in ihrem gediegen eingerichteten Bungalow eine fette Spinne an der Decke. Bei dem Versuch, sie lebend zu fangen und in Freiheit zu entlassen, stürzt sie von einen wackeligen Schemel und kracht dabei durch die Holzlamellen der Fußbodenheizung: ein gut inszenierter Stunt. Bis zum Oberkörper steckt Helga in einem Loch, aus dem sie sich nicht aus eigener Kraft befreien kann: Wie der blockierte Fahrstuhl in Sonja Heiss' »Hedi Schneider steckt fest« ist auch Helgas Misere ein sprechendes Bild für ihre eingefahrene Lebenssituation.

In ihrem zweiten Spielfilm erzählt Mareille Klein von einer Frau, die gut situiert ist, es sich aber nicht gut gehen lässt. Ihr Ehemann hat sie verlassen. Und zwar mit jener jungen Arzthelferin, die von der Gattin in den Job eingearbeitet wurde. Mit eingegipstem Fuß humpelt Helga nun durch das geräumige Haus, das ihr immerhin gehört. Ihre snobistischen Freundinnen wagt sie nicht um Hilfe zu bitten. Nur zu gut weiß Helga, dass sie einsehen müsste, dass sie eigentlich keine wirklichen Freundinnen hat.

Selbst die polnische Putzfrau geht in Urlaub und kann nicht helfen. Immerhin schickt sie einen Landsmann als Vertretung. Der Witwer Ryszard spricht allerdings kein Deutsch. Da Helga kein Englisch kann, muss sie dem Polen mit Händen und Füßen klarmachen, welchen Lappen er zum Toilettenputzen nehmen soll, und dass er bitte schön nicht eigenmächtig die Waschmaschine anstellen möge. Trotz – oder wegen – dieser Kommunikationsprobleme kommt es zu einer zärtlichen Annäherung zwischen der einsamen Dame und dem patenten Polen, der die Zicken seiner Auftraggeberin mit stoischer Geduld erträgt.

Von einer solchen Liebe, die sich über Klassengegensätze hinweg behaupten und gegen elitären Dünkel durchsetzen muss, ist oft erzählt worden. Brigitte Mira wird in Fassbinders »Angst essen Seele auf« angefeindet, weil sie mit einem Marokkaner zusammenlebt. In »Da kommt noch was« steckt allerdings nicht nur Helga fest. Auch der Film kommt nicht so recht in Gang. Zwischen Ryszard, gespielt von dem in Polen sehr bekannten Zbigniew Zamachowski, und der von Ulrike Willenbacher mit angezogener Handbremse verkörperten Helga springt kaum ein Funke über. Zu unscharf sind ihre beiden Figuren gezeichnet. Von Ryszard erfährt man nur wenig. Und Helgas Geschichte wird in Dialogen entfaltet, die mitunter nach Papier klingen.

Die gesellschaftskritische Perspektive auf eine arrivierte bürgerliche Schicht, die in ihrem eigenen Dünkel erstickt, wirkt unscharf. Helgas Freundinnen sind fast durchweg unsympathisch – dies aber auf eine langweilige Art. Auch der Ex-Ehemann, der Ryszard beschuldigt, er würde aus Helgas Haus ein wertvolles Bild stehlen, erscheint eindimensional. Nach einem vielversprechenden Anfang mangelt es an Momenten, die Erwartungshaltungen gegen den Strich bürsten und den Figuren Leben einhauchen würden.

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