Kritik zu Crazy, Stupid, Love

© Warner Bros.

Nicht allzu verrückt, auf keinen Fall dumm, dafür aber mit viel Liebe: Ein Film, der mit einem hervorragenden Ensemble dem Genre der »comedy of remarriage« neues Leben einhaucht

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Statt mit einem klassischen Boy-meets-Girl-Szenario beginnt dieser Film mit dem Ende einer Liebesgeschichte. Ins Rollen kommt die ganze Sache beim Candle-Light-Dinner, als Cals Frau statt eines Desserts nach 25 Jahren Ehe die Scheidung bestellt. Von hier aus entfalten Glenn Ficarra und John Requa, zusammen mit dem Autor Dan Fogelman (der nach Animationsfilmen wie Bolt, Cars und Rapunzel – Neu verföhnt hier Menschen aus Fleisch und Blut auf ihre Gefühle hin abklopft) einen ganzen Reigen von Liebesgeschichten, der sich über drei Generationen spannt. Da gibt es den präpubertären Teenager, der seine 17-jährige Babysitterin anhimmelt, die wiederum den Vater ihres Schützlings vergöttert. Da gibt es eine junge Dame (Emma Stone), die einen notorischen Womanizer (Ryan Gosling) abblitzen lässt, nur um ihn anschließend zu bekehren. Und es gibt die Ehefrau, die eine Affäre mit einem Arbeitskollegen (Kevin Bacon) hat und eben ihren gehörnten Ehemann in der Midlife-Crisis, Cal (Steve Carell).

Nachdem Steve Carell schon in Date Night recht drastische Maßnahmen gegen das Stagnieren von Eheleben und Familienalltag über sich ergehen lassen musste, geht er jetzt in Crazy, Stupid, Love in die nächste Runde. Im Verlauf dieser Education Sentimentale wird sein Cal einem jener Make-Over-Prozesse unterzogen, die im amerikanischen Kino eine lange Tradition haben. Nachdem er drei Abende in Folge selbstmitleidig an der Bar über sein Schicksal lamentiert hat, kann es der smarte Playboy Jacob nicht mehr mit ansehen, und bietet sich als Coach für Lebensfragen und Persönlichkeitsprofil an: »Ich werde dir deine verlorene Männlichkeit zurückgeben!«, kündigt er an. Wenn Ryan Gosling den Raum im eleganten Anzug, mit lässiger Haltung und federndem Schritt durchmisst, verströmt er die unwiderstehliche Coolness des American Gigolo. Schon klar, warum Frauen sich im Zweifelsfalle für das chauvinistische Arschloch entscheiden, und eben nicht für den netten, ehrlichen, höflichen Jedermann. Die Gewissheit, alles und jeden haben zu können, ist zwar nicht sympathisch, hat aber unwiderstehlichen Sex-Appeal, und mit der richtigen Garderobe, aufrechter Haltung und selbstbewusstem Auftreten kommt auch Cal da schon ziemlich nah ran.

In Wirklichkeit allerdings geht es in diesem Film nicht um die äußere Schale, sondern nur um den inneren wahren Kern, und der ist bei allen Beteiligten sehr viel weicher, als es zunächst den Anschein haben mag. Doch das ist nur einer von vielen Umwegen, die dieser Film geht, und nur eine von vielen Überraschungen, die er bietet, und während man als Zuschauer von all diesen Irrungen und Wirrungen der Liebe abgelenkt ist, verfolgen Autor und Regisseure listig ihre dramaturgischen Ziele. All die einzelnen Schicksale werden da zu einem ersten Höhepunkt zusammengezurrt, zu einem ausgesprochen turbulenten Treffen im Garten. Im Gegensatz zu den meisten romantischen Komödien aus der Hollywoodretorte hat Crazy, Stupid, Love nicht nur solide Wurzeln in der Wirklichkeit, sondern auch sehr viel Charme, Herz und Humor, und einen wunderbar beschwingten Soundtrack.

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