Kritik zu Café Society

© Warner Bros. Pictures

Woody Allen trifft in seinem 47. Spiel­film eine gute Balance zwischen Melancholie, Nostalgie und Spott über die Ironien des Schicksals

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Verlässlich wie ein Uhrwerk liefert Woody Allen auch im vermeintlichen Rentenalter weiterhin jedes Jahr einen neuen Film ab. Doch leider ist dabei schon seit einiger Zeit kein Verlass mehr auf die Qualität. Das ist einerseits bedauerlich, hat andererseits aber den Vorteil, dass man neuen Allen-Werken mit heruntergeschraubten Erwartungen begegnet und dann vielleicht eher positiv überrascht wird, wie nun bei »Café Society«.

Wieder einmal begibt sich Allen zurück in die Vergangenheit, dieses Mal in die 30er Jahre, in denen Bobby (Jesse Eisenberg) in Los Angeles ankommt, um von seinem Onkel Phil (Steve Carell) unter die Fittiche genommen zu werden. Doch der Hollywoodagent hat wenig Verwendung für den jüngsten Spross seiner Familie aus New York und vertraut ihn seiner Sekretärin Vonnie (Kristen Stewart) an. Dass die auch Phils Geliebte ist, wird zum Problem, als auch Bobby sich in sie verliebt. Vonnie entscheidet sich für ihren Boss, Bobby kehrt enttäuscht nach New York zurück und macht mit seinem Gangsterbruder Ben (Corey Stoll) einen Nachtclub auf.

Der Laden wird zu einem vollen Erfolg, bald heiratet er die hübsche Veronica (Blake Lively) und gründet mit ihr eine Familie. Sowohl er als auch Vonnie stellen sich allerdings mehr als einmal die Frage, was aus ihrer Beziehung hätte werden können.

Verglichen mit unbefriedigenden Filmen wie »Magic in the Moonlight« oder »Irrational Man« unternimmt Woody Allen mit »Café Society« ohne Frage wieder einen Schritt in die richtige Richtung. Das heißt zwar nicht, dass er wieder die emotionale Tiefe von »Blue Jasmine« oder den leichtfüßigen Charme von »Midnight in Paris« erreicht. Dazu schwächelt das Drehbuch zu sehr, sowohl in den Dialogen als auch in einer Vielzahl arg zweidimensionaler Nebenfiguren. Und der Offkommentar, den Allen in der Originalfassung selber spricht, scheint unnötig ausführlich.

Doch andererseits findet Allen hier meist die richtige Mischung aus seinem typischen Humor und dem Ernst, der einer von melancholisch-nostalgischem Wind durchwehten Geschichte über unglückliche Lebens- und Liebesentscheidungen angemessen ist. Seine Darsteller wissen zu überzeugen (allen voran Stewart und Eisenberg, der hier als Allen-Wiedergänger eine deutlich bessere Figur macht als in »To Rome With Love«), und selten fand der Regisseur für einen Film ein derart geschickt gesetztes, berührendes Ende wie hier.

Neuland betritt Allen mit »Café Society« aber natürlich nicht, weder thematisch noch formal. Mit einer Ausnahme: Sein 47. Spielfilm ist der erste, den er digital gedreht hat – und dank der warmen, glasklaren Bilder von Kameramann Vittorio Storaro sah keiner je besser aus. Dass die beiden sich auch für Allens gerade abgedrehten nächsten Film zusammengetan haben, lässt die Erwartungen dann also doch wieder steigen.

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