Kritik zu Birta rettet das Weihnachtsfest

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Ganz reale Wunder: Eine moderne Weihnachtsgeschichte »made in Island«, die mit talentierten Debütschauspielerinnen glänzt und ohne Sozialkitsch auskommt

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Die elfjährige Birta hat es nicht leicht. Ihre alleinerziehende Mutter schiebt ständig Doppelschichten im Krankenhaus. Deshalb hat Birta oft ihre jüngere Schwester im Schlepptau. Während ihre Klassenkamerad*innen über die Feiertage auf die Kanaren jetten, fehlt ihr das Geld für neue Hallenturnschuhe. Und dann belauscht sie auch noch ihre Mutter am Telefon und hört, dass das Geld für Geschenke in diesem Jahr knapp ist. Birta fasst einen Entschluss: Sie wird das Geld auftreiben, egal wie, um das Weihnachtsfest zu retten.

Was leicht vorweihnachtlicher Sozialkitsch hätte werden können, entpuppt sich unter der Regie von Bragi Þór Hinriksson zu einer angenehm realistischen Geschichte mit besinnlichem Flair. Das liegt einerseits an dem für die meisten Sehgewohnheiten fremden Setting, denn die Story von Birta spielt im winterlichen Island. Andererseits folgen wir Kristín Erla Pétursdóttirs Birta und Margrét Júlía Reynisdóttir als ihre jüngere Schwester Kata gern durch ihre abenteuerlichen Geldbeschaffungsmaßnahmen. Beide erledigen ihr Schauspieldebüt mit Bravour und Spielfreude. Vor allem die erst acht Jahre alte Reynisdóttir stiehlt durch ihre feine Mimik in den komischen Momenten der älteren Schwester oft die Show. Birta selbst wirkt manchmal fast zu ernst und reif, was vielleicht eine Spur zu dick aufgetragen ist. 

Sympathische Nebenfiguren stehen dem schwesterlichen Duo mit Rat und Tat zur Seite. Zu dem älteren, kinderlosen Ehepaar im Obergeschoss verschlägt es die Schwestern mittags nach der Schule, wenn ihre Mutter wieder länger arbeiten muss. Statt Tiefkühllasagne rührt ihnen hier die freundliche Greta frische Pfannkuchen zusammen. Im Haus wohnt außerdem eine vietnamesische Großfamilie, deren Sohn Kim Birtas bester Freund ist. Bemerkenswert ist die Leichtigkeit, mit der soviel Diversität – verschiedene kulturelle Herkünfte, Altersklassen, Familienkonzepte – eingeflochten wird, ohne sie zu problematisieren. Salka Sól Eyfeld schließlich (bekannt aus der isländischen Krimiserie »Trapped«) wirkt wie eine leicht chaotische, aber immer bemühte und liebevolle Mutter.

Alle gemeinsam werden sie früher oder später – wenn auch teils unter Aussparung der ganzen Wahrheit – in Birtas Pläne involviert. Die reichen vom Verteilen von Zeitungen, über den illegalen Verkauf vietnamesischer Süßigkeiten bis zum Feilbieten von frischem Fisch, den alle Isländer*innen für die Festtage dringend brauchen. Drehbuchautorin Helga Arnardóttir reizt die Spannungsbögen dabei nur soweit aus, dass die Irrungen und Wirrungen realistisch bleiben und nicht zum Klischee werden. Am Ende gibt es doch ein kleines Weihnachtswunder, wenn auch anders als erwartet. 

Klingt fast zu schön, um wahr zu sein? Als Weihnachtsfilm bietet »Birta« eine moderne Alternative zu Märchenklassikern. Hier braucht es keine Magie oder reitende Prinzen – zwei starke Mädchen schaffen das wunderbar allein. Und der Schnee fällt in Island auch ganz zuverlässig, um der Szenerie einen weiß glitzernden Schleier überzuhauchen.

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