Kritik zu Bekas

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Für ihren eigenen Staat kämpfen die Kurden wohl noch lange. Eine kurdische Filmkultur aber gibt es, auch wenn die meist im Exil lebenden Regisseure rein rechtlich aus unterschiedlichen Nationen stammen. Bei der finnisch-schwedischen Koproduktion Bekas hat der in Schweden lebende Exiliraker Karzan Kader Regie geführt. Er erhielt schon 2010 für einen gleichnamigen Kurzfilm den Studenten-Oscar. Beide Filme verarbeiten – sagt Kader – die eigene Flucht vor dem Saddam-Regime in den 90er Jahren. Doch während der kleine Karzan damals mit den Eltern unterwegs war, leben die beiden Filmwaisen als Schuhputzer ganz auf sich allein gestellt. Als sie eines Tages heimlich einen Superman-Film sehen, entsteht der Traum, sich ins ferne Amerika unter den Schutz des Helden zu begeben. Realistisch ist dieser Plan nicht. Dennoch machen sich die beiden Jungen bald mitsamt Esel auf eine Reise, die neben einigen eher märchenhaften Abenteuern auch Schlepper und Landminen bereithält. Dabei blendet die mit viel Geigengebrause erzählte Handlung die natürliche Umwelt weitgehend aus.

Wie die schrille Synchronisation andeutet, adressiert der Film vor allem Kinder, auch wenn trotz FSK-Freigabe ab sechs Jahren einzelne Gewaltszenen zu hart sein dürften. Bedenklicher ist aber ein Geschlechterverhältnis, wo – verbunden mit vielen abfälligen Bemerkungen – Mädchen nur als Objekt männlicher Verehrung vorkommen, ihr einziger Wert liegt in ihrer körperlichen Attraktivität. Man muss kein übereifriger Adept politischer Korrektheit sein, um das pädagogisch bedenklich zu finden. Am Ende können – auch wenn das sicherlich nicht intendiert ist – wohl vor allem Liebhaber leichtbekleideter Jungs an dem Film Befriedigung finden. Zum Kontrast sei auf den von Fatih Akin koproduzierten (und auf DVD erhältlichen) Film Min Dit des ebenfalls kurdischstämmigen Filmemachers Miraz Bezar verwiesen, der eine recht ähnliche Geschichte filmisch deutlich anspruchsvoller und auch glaubwürdiger erzählt.

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