Kritik zu Auf dem Weg zur Schule

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Zu Fuß, zu Pferde, zu Rollstuhl: Pascal Plisson, bislang eher für Tierdokumentationen bekannt, begleitet Kinder und Jugendliche aus Kenia, Marokko, Patagonien, Argentinien und Indien auf ihren abenteuerlichen und langen Schulwegen

Bewertung: 3
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2.5
2.5 (Stimmen: 2)
Zunächst sollen hier alle Helden des Films namentlich vorgestellt werden: Jackson mit seiner jüngeren Schwester Salome aus Kenia, Zahira und ihre beiden Freundinnen Noura und Zineb in Marokko, Carlito und dessen kleine Schwester Micaela aus Argentinien und das wunderbare Brüderteam Samuel, Gabriel und Emmanuel aus Indien. Während wir uns in den Industrieländern mit PISA-Studien und Schulängsten herumschlagen und solche Probleme für die wichtigsten Themen in der Welt unserer Kinder halten – gerade zu sehen im Dokumentarfilm Alphabet – sind die jungen Protagonisten dieses Dokumentarfilms mit vollkommen anderen Dingen beschäftigt: Sie müssen täglich unglaubliche Strapazen auf sich nehmen, um ihren Weg zur Schule überhaupt zurücklegen zu können. Regisseur Pascal Plisson hat die Kinder in den jeweiligen Ländern auf ihren beschwerlichen Märschen zur Schule begleitet. 
 
Die beiden Geschwister in Kenia machen sich zwei Stunden vor Unterrichtsbeginn auf den Weg durch die Steppe, vorbei an Elefanten- und Giraffenherden und schleppen zudem noch riesige Wasserkanister mit sich, da es in der Schule nicht ausreichend Wasser für alle gibt. Der Lehrer fragt jeden Morgen, ob alle da sind, da es häufig Unfälle und sogar Todesfälle auf den gefährlichen Wanderungen zur Schule gibt. Aber Jackson und Salome nehmen diese Gefahr jeden Tag aufs Neue auf sich. Genauso wie die drei Freundinnen aus Marokko, die jeden Montag vier Stunden über das Atlas-Gebirge kraxeln, um dann die Woche über in ihrer Schule zu bleiben. Ergreifend ist der Zusammenhalt der drei Brüder aus der Gegend am indischen Golf von Bengalen. Der 13-jährige Samuel sitzt im Rollstuhl und wird von seinen Brüdern jeden Tag über unwegiges Gelände in die Schule mehr gezerrt, als geschoben. Carlito hat es dagegen etwas leichter, er kann mit seiner Schwester auf sein Pferd steigen, um jeden Morgen 18 Kilometer in Patagonien zurückzulegen. 
 
Der Wille zur Wissensaneignung ist bei all den porträtierten Kindern so groß, dass sie ihre Strapazen klaglos in Kauf nehmen. Auch die Eltern geben viel für die Ausbildung ihrer Kinder auf, können diese in der Unterrichtszeit schließlich nicht in Haus und Hof helfen und kosten obendrein die Familien noch Geld für Materialien und Schulkleidung. Aber ihre Kinder sollen eine bessere Chance als sie selber im Leben haben. 
 
Auf dem Weg zur Schule
ist ein hoffnungsvoller Film, der sich ganz auf seine Protagonisten konzentriert und diese mit unglaublicher Sympathie, aber gleichzeitig distanzierter Aufmerksamkeit mit der Kamera verfolgt. Trotz der Anstrengungen und Gefahren behalten die Kinder ihren Humor und ihre kindliche Unbeschwertheit, sind sich dabei jedoch ihrer Verantwortung füreinander und für ihre Familien jederzeit bewusst. Der Authentizität wegen sollte man den Film unbedingt im Original ansehen (viel wird sowieso nicht gesprochen), zumal die synchronisierte Fassung in ihrem Versuch, den Darstellern ordentliche formulierte Sätze in den Mund zu legen, leider ziemlich misslungen ist.

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