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© X-Verleih

2009
Original-Titel: 
Giulias Verschwinden
Filmstart in Deutschland: 
04.02.2010
L: 
88 Min
FSK: 
6

Das Altern als Episodenfilm: Der Schweizer Regisseur Christoph Schaub hat mit namhaftem Ensemble ein Drehbuch von Martin Suter realisiert, das dieser eigentlich für den 2006 verstorbenen Daniel Schmid geschrieben hatte

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Stefan und Lorenz machen sich in ihrer gediegenen Wohnung mit den langbeziehungsüblichen Gereiztheiten zum Aufbruch zu einer Festlichkeit bereit. Valentin und Lena werden beim spontanen Liebesspiel von einem Wadenkrampf gestoppt. Thomas muss sich von einem Fahrradboten als »altes Arschloch« beschimpfen lassen. Die kecke Leonie provoziert bei der Feier zu ihrem 80. Geburtstag im Altersheim nicht nur ihre Tochter mit zielsicheren Gehässigkeiten. Und die Teenager Jessica und Fatima stehlen ein Geschenk für einen von beiden umschwärmten Kerl.

Fünf kleine Geschichten, die im Laufe des Films gemächlich zu einem Plot gefügt werden. Und dann ist da natürlich noch Giulia (Corinna Harfouch), die ausgerechnet auf der Busanreise zu ihrem Fünfzigsten von einem Anfall akuter Altersmelancholie attackiert wird, nachdem sie erst von ihrer betagten Sitznachbarin auf die Unsichtbarkeit der Alten hingewiesen wird und kurz darauf vergeblich das eigene Spiegelbild in der Busfensterscheibe sucht: Es ist verschwunden.

Etwa fünfzehn Minuten dauert die Introduktion von »Giulias Verschwinden«, dann entflieht die Titelfigur, die es nach 50 Lebensjahren eigentlich besser wissen müsste, dem Busgedränge ausgerechnet in die Welt schicker Modeläden, die erst mal nur weitere Frustration bereithält. Und anderswo in der ungenannten Stadt versammelt sich an einem edel gedeckten Restauranttisch die Gesellschaft, die zu ihren Ehren zusammengekommen ist. Doch während sich die Fiftysomethings das Warten mit aggressiven Wortwechseln über das Leben im reifen Alter vertreiben, lässt Giulia sich durch die etwas billigen Komplimente eines charmierenden Herrn (Bruno Ganz als Hanseat) in eine kuschelige Bar entführen und taucht erst zu vorgerückter Stunde im Kreise der Freunde auf.

Hier wie dort wird dabei themenzentriert über das Leben mit zunehmenden Jahreszahlen gesprochen. Im Restaurant stehen Verdauungsprobleme und andere Zipperlein, Schönheits-OPs und natürlich auch das nahende Lebensende selbst auf dem Themenplan, boshaft angestachelt durch die ungeladen auftauchende Alessia (Sunnyi Melles in einer exaltierten Paraderolle). Bei Giulia und ihrem Charmeur geht es der intimen Situation angemessen etwas getragener und bekenntnisselig zu. Über das Abhaken der üblichen Klischees zum Thema kommt das ganze Geplänkel allerdings nicht hinaus, auch die Figuren bleiben trotz des routinierten Darstellerensembles flach, weil ihnen – bis auf Melles – komödiantischer Übermut ebenso abgeht wie solide soziale Grundierung. Inhaltlich bewegt sich der Film trotz einer über weite Teile fernsehmäßig beschleunigten Schnittfrequenz von etwa 40 Cuts pro Minute eher im Schneckentempo. Und das Thema Altern ist ja trotz seiner biografischen Gewichtigkeit nicht schon von Natur aus abendfüllend. Außerdem ist es ziemlich deprimierend, wenn sich das Lebensgefühl einer Frau in den besten Jahren wesentlich über die schmeichelnden Besserwissereien eines älteren Herrn definiert.

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