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Auch in der mittlerweile achten Folge der Eberhofer-Krimi-Adaptionen nach Vorlage von Rita Falk geht es weniger um den Fall als ums Drumherum
Es brennen mal wieder allerlei Hüte in Niederkaltenkirchen. Das heißt, erst mal brennt der Lottoladen vom Lotto-Otto, weil jemand einen Molotowcocktail in ihn hineinwirft. Weil dem Lotto-Otto nun aber zuvor bereits ein Glied des kleinen Fingers abhandenkam und Eberhofer Franz höchstpersönlicher Augenzeuge war, als am helllichten Tag auf den Laden geschossen wurde, kombiniert der Dorfsheriff messerscharf: Mafia! Sogleich nimmt er den Lotto-Otto in Zeugenschutz beziehungsweise bringt er ihn zum schaumgebremst erfreuten Birkenberger Rudi, der gerade im Begriff steht, das Dream-Team zum Dream-Trio zu erweitern, er hat nämlich seit Neuestem eine Freundin.
Und das Publikum denkt sich: Mafia? Das ist jetzt aber vielleicht doch etwas arg weit hergeholt! Was soll denn die Mafia in diesem unspektakulären niederbayerischen Nest? Überhaupt ist das doch eigentlich auch gar nicht die Eberhofer'sche Art, aktiv auf einen Kriminalfall zuzugehen, dem sich ausweichen ließe. Wird sich die Truppe – die 2013 im Zuge des »Dampfnudelblues« zueinanderfand und längst blind aufeinander eingespielt ist – womöglich gar untreu und opfert hemdsärmelige Schauspielerei und aus dem Handgelenk servierte Pointen auf dem Altar der dramatischen Effekte?
Zur gewiss allgemeinen Erleichterung kann Entwarnung gegeben werden. Außerdem: Wenn man eins gelernt hat im Zuge der Verfilmungen von Rita Falks Eberhofer-Krimis durch Ed Herzog, deren achte mit »Guglhupfgeschwader« nunmehr vorliegt, dann, dass es nirgends so finster ist und zugeht wie in der Provinz, der bayerischen zumal und jener an der Grenze zu Tschechien erst recht. Weiterhin: Bekanntlich geht Mafia nicht ohne Korruption und ebenso bekanntlich stinkt der Fisch gern vom Kopfe her. Das hat also alles so seine Richtigkeit.
Wie im Übrigen auch die je nach Standpunkt sagenhaft lässige oder wohltuend schleißige Art und Weise, in der die Handlung ihren Fortgang nimmt. Während familiäre Verwicklungen dazu beitragen, dass sich bald keiner mehr auskennt, zeitigen die in Grenzgebieten üblichen Verführungen zum Laster – Rotlicht! Glücksspiel! (Drogen!) – mehr als nur die Wirkung jenes schädelsprengenden Riesenkaters, der selbstverständlich auch diesmal wieder mit an Bord ist. Dass der metaphorische Saustall im Kontext der Geschichte ein anderer werden muss, versteht sich, dass dann aber der konkrete Saustall des Eberhoferhofes die passende Kulisse für einen geradezu westernmäßigen Showdown liefert, zeugt von jenem schalkhaften Vergnügen der Macher*innen an Schabernack und Bubenstreich, das die Serie insgesamt auszeichnet.
Die Eberhofer-Krimiverfilmungen bleiben also weiterhin die Kehrseite des Kriminalfilms deutscher Provenienz; hier können sich die in diesem Genre beschäftigten Fachkräfte von ihrer (vorwiegend im Fernsehen stattfindenden) ernsthaften kriminalistischen Tätigkeit erholen. Vulgo: die Sau rauslassen.