Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

© Alamode

Sechs Jahre nach »LOL – Laughing out loud« besetzt Regisseurin Lisa Azuelos erneut Sophie Marceau in einer Komödienrolle. Diesmal steht kein heiterer Generationenkonflikt im Mittelpunkt, sondern ein kniffliges romantisches Dilemma

Bewertung: 3
Leserbewertung
4
4 (Stimmen: 3)

Arbeitstitel sind meist aus gutem Grund nur vorläufige Lösungen. Sie helfen dem Autor, einen Stoff für sich zu definieren. Sie dienen dazu, ihm eine Kontur zu geben, die die Neugier eines Produzenten weckt. Manchmal jedoch plaudern sie schon zu viel aus. Lisa Azuelos beispielsweise wollte ihren neuen Film zunächst »Des gens bien« (»Gute Leute«) nennen und später »Presentiment« (»Vorgefühl«), verwarf dann aber beide Ideen zugunsten von »Une rencontre« (»Eine Begegnung«). Dieser endgültige Titel hat den Vorzug, offener zu sein. Das ist wichtig für einen Film, dem es schaden würde, wenn ihm die Zuschauer zu rasch auf die Schliche kämen. Wenn man es recht bedenkt, ist sein deutsches Äquivalent »Ein Augenblick Liebe« in dieser Hinsicht gar nicht so dumm gewählt.

© Alamode

Auf der Premierenparty für ihren neuen Roman begegnet die gefeierte Schriftstellerin Elsa (Sophie Marceau) einem Freund ihres Verlegers, dem erfolgreichen Rechtsanwalt Pierre (François Cluzet). Augenblicklich sprühen die Funken zwischen ihnen. Einer Liebesaffäre steht allerdings ein enormes Hindernis im Weg: Pierre ist seit 15 Jahren glücklich verheiratet, und es gehört zu Elsas unumstößlichen Prinzipien, nichts mit verheirateten Männern zu beginnen. Zwei Wochen später treffen sie sich jedoch zufällig wieder. Der Zauber zwischen ihnen ist ungebrochen. Die handelsübliche Erzähllogik einer romantischen Komödie sähe nun eigentlich vor, dass aus ihnen ein Paar wird. Aber werden sie tatsächlich ihre Skrupel überwinden können?

© Alamode

Azuelos stellt sich vor ein prächtiges Dilemma. Einerseits will sie um jeden Preis eine Verführung inszenieren und im Liebesglück des Paares schwelgen. Beide sind nach allen Regeln des Genres füreinander geschaffen. Aber begehrenswert finden sie einander gerade auch deshalb, weil sie des gens bien sind, die verantwortungsvoll handeln und niemanden verletzen wollen. (Beide haben Kinder, die sie lieben.) Ein durchaus amerikanischer Zug streicht durch die überschwängliche Heiterkeit dieses Films (vielleicht hat die Zeit in Hollywood, wo Azuelos ein Remake von »LOL« drehte, ja Spuren hinterlassen): die Vorstellung, dass Untreue ein moralisches und nicht ein psychologisches Problem ist. Diese Argumentation untermauert die Regisseurin, indem sie selbst die Rolle von Pierres Ehefrau übernimmt (und dabei keine üble Figur macht). Dennoch darf der Zuschauer miterleben, wie die zwei durch alle Verrücktheiten der Liebe gehen. Aber erleben Elsa und Pierre es auch? Azuelos treibt ein munteres Spiel mit dem Konjunktiv, über das nur so viel verraten werden soll, dass es sich an die Dreharbeiten-Regel »Alles auf Anfang!« hält.

© Alamode

Ihre inszenatorische Fantasie geht dabei nicht mit ihr durch. Wäre die Unwiderstehlichkeit ein Produkt, das beworben werden müsste, dann hätte Azuelos den idealen Clip dafür gedreht. Sie filmt ihre Hauptfiguren im Gegenlicht, mit Weichzeichner und in lasziver Zeitlupe: keine Großaufnahme ist zu nahe, um deren Anmut zu zelebrieren. Hier kommt nun das presentiment ins Spiel: Wie jede anständige Komödie beruht auch »Ein Augenblick Liebe« auf dem Triebaufschub.

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt