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Pünktlich zum Osterfest beschert uns Hollywood mal wieder die »größte Geschichte aller Zeiten« – diesmal aus der Perspektive eines ungläubigen Römers
Kevin Reynolds, man kann es nicht anders sagen, schaut auf eine glücklose Karriere zurück. In den 80ern als Genrehoffnung gestartet, katapultierte ihn sein furioser Robin Hood Anfang der 90er kurzzeitig in die erste Liga von Hollywoods Blockbuster-Regisseuren, ehe der Megaflop Waterworld ihn komplett aus der Spur brachte. Anfang des Jahrtausends versuchte er mit »Monte Cristo« und »Tristan und Isolde« eine Art Klassiker-Comeback, scheiterte aber erneut und verschwand von der Bildfläche. Dass er zehn Jahre später nun mit einem Film zurückkehrt, der seine Zielgruppe hauptsächlich in Amerikas Bibelgürtel finden wird, deutet auf einen Mangel an anderen Jobangeboten hin. Besser diese Auferstehung als gar keine, mag Reynolds sich gesagt haben.
Immerhin: Die lange Schaffenspause hat nicht geschadet. Reynolds beherrscht noch immer sein Handwerk, er inszeniert flüssig und bildgewaltig, weiß Schauspieler zu führen und verfügt über ein gutes Gespür für Landschaften und Atmosphäre. »Auferstanden«, ursprünglich mal als so etwas wie ein Sequel zu Mel Gibsons »Passion Christi« konzipiert, sieht um Klassen besser aus als die üblichen Bibelnacherzählungen, kommt ohne übertriebenes Pathos aus und findet sogar eine neue Perspektive auf die oft erzählte »größte Geschichte aller Zeiten«.
Im Zentrum steht der römische Tribun Clavius (charismatisch: Joseph Fiennes), ein angesehener Feldherr, der auf den Schlachtfeldern von Judäa die Drecksarbeit für Pontius Pilatus (Peter Firth) erledigt. In Jerusalem wird er Zeuge, wie der zum Tode verurteilte Jesus (Cliff Curtis) am Kreuz stirbt. Pilatus, beunruhigt von den Gerüchten über die bevorstehende Wiedergeburt des angeblichen Messias, lässt dessen Grabstätte bewachen. Als der Leichnam trotzdem verschwindet, beauftragt er Clavius, den Fall aufzuklären und die Leiche wiederzubeschaffen.
So beginnt eine Art »CSI: Jerusalem«: Reynolds und sein Koautor Paul Aiello transferieren die Storymuster US-amerikanischer Ermittlerserien in die Antike – mit Clavius als desillusioniertem Detective, Lucius (Tom Felton) als seinem unerfahrenen Partner und Pilatus als ungeduldigem Chef. Clavius macht klassische Polizeiarbeit, er untersucht den Tatort, sichert Beweismittel, stellt Fragen und leitet Verhöre, die ihn zu Maria Magdalena (María Botto) und schließlich auf die Spur der Apostel führen. Und diese Arbeit, darauf muss ein Film wie dieser hinauslaufen, verändert Clavius: Aus dem stoischen Skeptiker wird ein melancholischer Zweifler, aus dem harten Soldaten ein bekehrter Christ.
Sehr abrupt geht diese Wandlung vor sich, wenn Clavius erst einmal vor dem tatsächlich auferstandenen Jesus steht. Zwar mag er nicht glauben, was er sieht, aber die schiere Macht der »Fakten« lässt ihm keine andere Wahl. Von einem Moment auf den anderen lässt er sein bisheriges Leben komplett hinter sich und widmet sich ganz jenen altbekannten Zeichen und Wundern, die sich symbolisch verstehen ließen, die der Film in seinem letzten Drittel leider aber sehr wörtlich nimmt.