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© 20th Century Fox

Mit »Green Lantern« hat Ryan Reynolds bereits einen Superhelden aus dem DC-Universum vor der Franchise-Hölle bewahrt, ob ihm das nun auch mit Marvels »Deadpool« gelingen wird?

Bewertung: 2
Leserbewertung
2.5
2.5 (Stimmen: 2)

Dieser Antiheld blieb schon beim ersten Auftritt blass. In »X-Men Origins: Wolverine« war Deadpool 2009 als Übermutant zu sehen, der die Fähigkeiten seiner Gegner in sich vereinte. Doch diese Inflation der Superkräfte langweilt. Im Relaunch der Marvel-Figur, die erstmals 1998 im Comic »The New Mutants« auftauchte, kann dieses Spiderman-Double zwar nicht mehr »teleportieren«. Dafür redet der Supermaulheld noch mehr als früher. Mit seinem Gequassel durchbricht er gar die »vierte Wand«, um neben den Filmfiguren auch noch dem Zuschauer haarklein zu erklären, welche Sauerei er als Nächstes anstellt. Doch der Reihe nach.

Exsöldner Wade Wilson (Ryan Reynolds) lernt mit Vanessa Carlisle (Morena Baccarin) eine Hure mit goldenem Herzen kennen. Das unerwartete Liebesglück haut ihn buchstäblich um. Diagnose: Lungenkarzinom im Endstadium. Was nun? Ein sadistischer Wissenschaftler mit dem sprechenden Namen Ajax (Ed Skrein) unterzieht Wilson einer S/M-artigen »Schmerztherapie«, die seine Gene mutieren lässt. Wade ist nun unkaputtbar, trägt aber als Nebenwirkung die krebsartigen Wucherungen im Gesicht.

Unter die Augen der Schönen wagt das Biest sich nicht mehr. Das scheint aber gar nicht so schlimm zu sein. Auf der Jagd nach dem Bösewicht, der ihm das angetan hat, entdeckt der geschwätzige Killer seine eigentlichen Passion: In Zeitlupe exzessiv ausgewalzten Actionsequenzen zeigen Schwertenthauptungen und choreographierte Erschießungen im Sekundentakt. Da oft unklar bleibt, wer die seriell niedergemetzelten Gegner sind, bleibt der zynische Overkill dieser Schlachtplatte weitgehend sinnfrei.

Zugegeben, der eine oder andere Witz zündet: »Explodierende Gebäude formen den Charakter«, heißt es aus dem Mund eines der X-Men. Aufrechte Mutanten, die noch gegen das Böse kämpfen, werden nebenbei als Spießer veralbert. Solche selbstreferenziellen Gags schaffen aber keine ironische Brechung, sondern den totalen Eskapismus. Schon im Vorspann, der die Macher mit kalkulierter Respektlosigkeit veralbert, biedert die neue Marvel-Adaption sich hemmungslos an die Zielgruppe an. Spätestens im letzten Drittel, in dem der Held, der keiner sein will, die entführte Freundin befreit, die wie das Burgfräulein im gläsernen Schneewittchensarg gefangen gehalten wird, hält sich der Comicspaß in Grenzen.

An Ryan Reynolds, der unlängst in Marjane Satrapis rabenschwarzer Serienkillerfarce »The Voices« glänzte, liegt das nicht. Die buchstäblich nicht totzukriegende Deadpool-Figur funktioniert nicht. Im Gegensatz zu anderen Mutanten aus dem Marvel-Universum, deren Superkraft jeweils eine Chiffre für ihr jeweiliges Symptom ist, hat dieser infantile Hofnarr im roten Nappaleder keine wirkliche Mission. Der rebel without a cause tötet mit sportlichem Ehrgeiz und langweilt dabei mit seinem öden Metadiskurs. Was er eigentlich will? In einer beiläufigen Szene hackt er seine Hand ab und freut sich darauf, sich mit dem nachwachsenden Körperglied selbst zu befriedigen: In einer Babyhand fühlt sein Penis sich nämlich riesengroß an. So entpuppt »Deadpool« sich als Masturbationsfantasie für kleine Nerds, sich ganz groß erleben zu dürfen.

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