Kritik zu Berlin Falling

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2017
Original-Titel: 
Berlin Falling
Filmstart in Deutschland: 
13.07.2017
V: 
L: 
91 Min
FSK: 
16

Ein deutscher Genrefilm, der es in sich hat: Ken Duken schildert in seinem Langfilmdebüt, wie aus einem harmlos erscheinenden Anhalter ein Attentäter wird

Bewertung: 4
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»Menschen sind wie Schafe«, sagt Andreas (der als Jaqen H'ghar in »Game of Thrones« bekannt gewordene Tom Wlaschiha), »sie brauchen einen Hirten!« Spätestens nach diesem Satz wird klar, welche Gesinnung hier den Ton angibt. Frank (Ken Duken)  hat einen harmlos wirkenden Anhalter mitgenommen, nach Berlin, ein paar Tage vor Weihnachten. Er will dieses Fest mit seiner Tochter verbringen, die Exfrau ist skeptisch. Und tatsächlich hat der ehemalige Soldat und Afghanistan-Veteran ein beunruhigendes Alkoholproblem. Als er in Andreas' Gepäck eine Bombe sieht, eskaliert die Situation. Doch da ist der Film erst 20 Minuten alt. Und es ist erstaunlich, dass er die Spannung hält, bis zum letzten Bild.

Ken Duken hat sich für sein Langfilmdebüt einen harten Stoff ausgesucht. Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan, Islamisten auf Rachefeldzug und ein Rechtsradikaler, der aus diesem Szenario eine Propagandageschichte gegen Moslems machen will. Frank wird gleich dreifach zum Opfer. Erst muss er mit ansehen, wie unschuldige Kinder in den afghanischen Bergen verbrennen, dann wird er entführt und schließlich dazu gezwungen, selbst zum Attentäter zu werden. In der Vielschichtigkeit des Films liegt seine Stärke, in seinen erstaunlichen Wendungen ebenso wie in der beklemmenden Inszenierung. Ein Auto, ein feuchter Betonraum unter einer Brücke in Berlin, eine Tankstelle oder ein kleiner Laden, immer sind es extrem enge, begrenzte Orte, die Duken für seinen Thriller wählt. Und auch der Handlungszeitraum ist begrenzt. Nur wenige Stunden in den Abend hinein , und der Zuschauer sieht nur wenig Licht in der Dunkelheit. Karge Dialoge, krasse musikalische Akzente und kaum Abwechslung in der Stimmung – und doch erzählt der Film viel von Rassenhass, von menschlicher Hybris und einem völlig falsch verstandenen politischen Bewusstsein.

Schon seit ein paar Jahren werden auch in Deutschland wieder überzeugende Genrefilme gedreht, klein oft, mit geringem Budget und ohne Marketingmaschine. In der Serie der Anschläge in Europa, die nicht abreißen will, ist »Berlin Falling« ein mutiger, ein wichtiger Film.

Meinung zum Thema

Kommentare

Den Film habe ich gerade auf Sky gesehen. Mir fehlen die Worte. So schlecht deutsch-mäßig inszeniert, dass mir die Worte fehlen und ich erstmals freiwillig Kritiken lese. Ich bin schockiert. Solche Filme können nur Amerikaner oder Briten umsetzen. Übel.

Ich bin da anderer Meinung,
habe den Film auch eben gesehen und muss sagen das er mich mitgerissen hat.
Die Spannung blieb bis zum Schluss, unerwartete Wendungen und einfach diese Realitätsnähe sind großartig. Die beiden Protagonisten spielen überzeugend. Ein insgesamt gelungener Film, der, in meinen Augen, nur noch etwas mehr auf die Verbindung beider Protagonisten gehen könnte.

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