Berlinale-Retro: »Rumble Fish« (1983)

»Rumble Fish« (1983). © Deutsche Kinemathek

Es geht doch. Ethan Hawke ist zwar nicht in Berlin, hat aber eine wunderbare Videobotschaft geschickt zu Coppolas »Rumble Fish« (1983), den er für die Coming of Age-Retrospektive ausgewählt hat. Und er tut, was man als Pate tun muss: Er betreut die Vorführung mit einer sehr schönen kleinen Rede, die alles beinhaltet, was man über seine Einstellung zum Film wissen muss. Er verweist auf seine Expertise in Sachen Coming of Age mit seinen Beteiligungen an »Dead Poets Society« und »Boyhood«, eine Qualifikation, die sich auch in seinem Kleidungsstil seit 40 Jahren ausdrücke. Er zitiert Coppola, der »Rumble Fish« als »art film for teenager« bezeichnete, und vergleicht ihn mit den »Outsiders«; der habe ihn, Hawke, weggeblasen, aber »Rumble Fish« überwindet die Klischees in Richtung etwas Tiefgründigerem, es geht um das Warten auf das Erwachsensein, um das Vergehen von Zeit, nicht nur um eine coole 80er Jahre-Story. 

Er hat recht. Der Film, gedreht in artsy Schwarzweiß (mit ein paar knallfarbigen Aquariumfischen) ist ein Kommentar zu »The Outsiders« – der ist ja heute durchaus auch noch ansehbar, hat aber starkes 80s-Appeal, das »Rumble Fish« durch seinen expressiven visuellen und auditiven Stil hinter sich lässt (Musik: Police-Drummer Stewart Copeland). Es geht um Matt Dillon als Rusty James, der so gerne so cool wäre wie sein Bruder, Motorcycle-Guy Mickey Rourke. Doch der sitzt nur sinnierend da, mit leiser sanfter Stimme und leisem sanftem Lächeln. Er scheint all das und noch mehr schon durchgemacht zu haben, was Rusty James aufwühlt, und er hat es soweit überwunden, dass er schon ganz jenseitig ist. 

Rusty James ist voll Sehnsucht, Sehnsucht nach den guten alten Zeiten der Gangkämpfe, die der Bruder noch ausgefochten hat (und die wir aus »The Outsiders« kennen), und es ist klar, dass es diese Romantik nie gab. Susan E. Hinton, »Outsider«-Autorin, hat das Drehbuch mit Coppola geschrieben, und sie haben wirklich einen Film hinbekommen, der sich aus dem Schatten des vorangehenden Großerfolges herausarbeitet, mit einer ganz eigenen, eigenständigen Sicht auf das Erwachsenwerden. Das nicht cool, sondern schmerzhaft ist und dem man nicht entkommen kann.

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